Obwohl es sich bei der KinAl nur um die drittstärkste Parlamentspartei handelt, stößt die bevorstehende Wahl eines neuen Parteivorsitzenden in der Öffentlichkeit auf großes Interesse. Viele Sozialisten hoffen heimlich auf ein Comeback der PASOK, die als wichtigster Bestandteil der KinAl fungiert. Auch der einstige Chef der griechischen Sozialisten und Ex-Premierminister Papandreou schaltet sich in letzter Minute in die Entwicklungen ein.
In den Reihen der „Bewegung der Veränderung“ (KinAl) gibt es Bewegung. Die Mitglieder der drittstärksten Parlamentspartei sind am 5. Dezember dazu aufgerufen, einen neuen Parteichef zu wählen; die bisherige Vorsitzende Fofi Gennimata musste aus gesundheitlichen Gründen ihre Kandidatur zurückziehen.
Neue Kandidaten
Diese unvorhergesehene Entwicklung motivierte drei weitere Kandidaten, sich ebenfalls für den Parteivorsitz zu bewerben. Damit ist die Zahl der Kandidaten inzwischen auf sechs angewachsen. Doch es könnten vielleicht sogar sieben werden, denn offenbar will auch der frühere PASOK-Vorsitzende und Ex-Premierminister Jorgos Papandreou (2009-2011) wieder ein Wörtchen mitreden. Seit dem Wochenende berät er sich mit den anderen Kandidaten; ob er selbst kandidieren will, blieb offen.
Jorgos Papandreou
Sollte er sich letztlich dafür entscheiden, müsste er bis zum kommenden Donnerstag (21.10.) mindestens 5.000 Unterschriften von Parteimitgliedern gesammelt haben.
Jene drei KinAl-Kandidaten, die als erste gegen Gennimata im innerparteilichen Wahlkampf angetreten waren – Nikos Androulakis, Andreas Loverdos und Charis Kastanidis – möchten dem Vernehmen nach nicht zugunsten von Papandreou auf die Bewerbung verzichten.
Rückkehr der PASOK
Dafür kamen in der vorigen Woche noch drei weitere Kandidaten ins Spiel: der frühere Kultur- und Tourismusminister Pavlos Geroulanos, der Sekretär der KinAl-Parlamentsfraktion Vassilis Kengeroglou sowie auch der frühere Pressesprecher Pavlos Christidis.
Der wichtigste Teil der KinAl, die sich aus Sozialisten und dem weiteren „Spektrum Mitte-Links“ zusammensetzt, ist die einstige Volkspartei PASOK. Papandreou stößt vor allem als Sohn des PASOK-Gründers Andreas Papandreou bei vielen sozialistisch orientierten Griechen auf Akzeptanz. Ungünstig wirkte sich für ihn allerdings aus, dass er sich nach dem Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise dazu veranlasst sah, sowohl das Amt des Ministerpräsidenten (2009-2011) als auch der Parteiführung niederzulegen. Begleitet wurde dies von einer beispiellosen Talfahrt der PASOK; das Bündnis der Radikalen Linken (SYRIZA) nahm deren Position im politischen Geschehen und Parlament ein.
Fofi Gennimata vor einem Portrait-Foto von Andreas Papandreou.
Viele KinAl-Mitglieder hoffen nun darauf, dass die PASOK zu ihrem „früheren Ruhm“ zurückfinden könnte. Am Montag dieser Woche (18.10.) jährt sich zum vierzigsten Mal der Tag, an dem Griechenlands Sozialisten erstmals die Regierungsgeschäfte übernahmen. Damals hatten 48 Prozent der Griechen Andreas Papandreou zum Premierminister des Landes gewählt – eine Popularität, von der die Genossen heute nur noch träumen können. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)