Griechenland wird Ausgangsbeschränkungen nicht wieder derartig verschärfen, wie es im Winter der Fall gewesen ist. Das stellte der Staatssekretär beim Premierminister für die Koordination der Regierungsarbeit Akis Skertsos in einem Fernsehinterview fest. Vor allem komplett immunisierte Bürger könnten demnach in die Normalität des Alltagslebens zurückkehren.
Dabei handle es sich um 44 Prozent der Erwachsenen. Ziel sei es jedoch, 70 bis 80 Prozent der Einwohner des Landes komplett gegen das Coronavirus zu impfen, um eine sogenannte Herdenimmunität zu erreichen. Gleichzeitig gab der Staatssekretär bekannt, dass die öffentliche Hand in den vergangenen 14 Monaten 41 Milliarden Euro für die Eindämmung der Folgen der Pandemie bereitgestellt gestellt habe.
Im Interview bezog sich Skertsos auch auf Maßnahmen, wonach sich Gastronomie-Betriebe entscheiden müssen, ob sie nur komplett immunisierte Kunden bedienen wollen und dafür mehr Gäste empfangen dürfen, oder ob sie allen Bürgern Zutritt gewähren möchten – wobei in letzterem Fall wesentlich schärfere Kapazitätsbeschränkungen vorgeschrieben sind. Skertsos stellte klar, dass die Geschäftsinhaber den jeweils deklarierten Status ihres Unternehmens auf Wunsch zweimal ändern könnten.
Vor allem die jüngsten Vorschriften in der Gastronomiebranche waren auf scharfe Kritik bei den Oppositionsparteien gestoßen. Sie werfen der Regierung autoritäres Verhalten vor. Geschlossen plädiert die Opposition zudem für eine bessere Finanzierung des öffentlichen Gesundheitssystems.
Der Pressesprecher des Bündnisses der Radikalen Linken (SYRIZA) Nasos Iliopoulos schätzte ein, dass die Regierung ihre Verantwortung nicht wahrnehme.
Auch die angepeilten Vergünstigungen für Bürger mit Komplettschutz wurden kritisiert. Nach Ansicht des Linkspolitikers werde damit die Verantwortung für eine mögliche Ausbreitung des Coronavirus auf die Bürger abgewälzt. Er rief die junge Generation gleichzeitig dazu auf, sich trotz der gegen sie gerichteten „Verhöhnung“ durch die Regierung impfen zu lassen. Gemünzt war das u. a. auf die Tatsache, dass junge Bürger der Altersgruppe zwischen 18 und 25 Jahren Wertkarten in Höhe von 150 Euro für die erste Impfung erhalten sollen.
Der SYRIZA-Ressortleiter für Entwicklungsfragen Alexis Charitsis warf der Regierung vor, die Bürger wie ihre Untertanen zu behandeln. Dies stelle eine ernsthafte Gefahr für die Gesundheit, die Wirtschaft und die Demokratie dar.
Die sozialistisch geprägte Bewegung der Veränderung bezeichnete die Vergünstigungen für Geimpfte als halbherzig.
Aus den Reihen der Partei MeRa25 war die Rede von einem „Fiasko“, das die Freiheiten und Rechte der Bürger in Frage stelle und Zwietracht in der Gesellschaft säe. (Griechenland Zeitung / eh)