Im Umfeld friedlicher Kundgebungen wurde am Dienstag im Athener Vorort Nea Smyrni ein 27-jähriger Polizist schwer verletzt. Die linke Opposition gibt der Regierung die Schuld für die entstandene Lage. Die Sozialisten werfen Regierungschef Kyriakos Mitsotakis „ein Spiel mit dem Feuer“ vor. Offenbar wolle die Regierung von Problemen in der Corona-Pandemie ablenken.
Zwei Personen im Alter von 22 und 30 Jahren wurden am Mittwoch verhaftet. Ihnen wird vorgeworfen, gemeinsam mit zahlreichen anderen Tätern einen Polizisten brutal zusammengeschlagen zu haben. Die Staatsanwaltschaft geht von versuchtem Mord aus. Der Vorfall ereignete sich im Athener Vorort Nea Smyrini. Zuvor hatte dort eine Demonstration gegen Polizeigewalt stattgefunden. Im Anschluss kam es zu Krawallen, an denen sich Hooligans beteiligt haben sollen, die mindestens vier Athener Fußballmannschaften nahestehen. Auch Mitglieder der autonomen Szene sollen aktiv gewesen sein. Ihr gehört offenbar auch der verhaftete 22-Jährige an. Der 30-Jährige wurde hingegen als mutmaßlicher Fußball-Hooligan bezeichnet. Er sei bei den Behörden in der Vergangenheit durch Kleindiebstähle aufgefallen.
„Unbegründete Polizeigewalt“
Den brutalen Übergriffen auf den 27-jährigen Polizisten, die in eine allgemeine Randale eingebettet waren, war eine friedliche Kundgebung vorangegangen, an der sich mehr als 6.000 Personen beteiligten. Die Teilnehmer wollten mit ihrem Protest darauf aufmerksam machen, dass am Sonntag ein Student brutal von einem Polizisten zusammengeschlagen worden war. Der Vorfall hatte sich am Sonntag auf dem zentralen Platz von Nea Smyrni im Rahmen von Polizeikontrollen zur Einhaltung der verordneten Schutzmaßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus ereignet.
Der aggressiv gewordene Ordnungshüter wurde inzwischen vom Dienst suspendiert. Die Polizei ermittelt intern, auch die Staatsanwaltschaft hat sich eingeschaltet.
„Aggressive Regierungspolitik“
Beide Vorfälle wurden von den Oppositionsparteien scharf verurteilt. Der frühere Minister des Bündnisses der Radikalen Linken (SYRIZA) Christos Spirtzis besuchte den schwer verletzten Polizisten im Krankenhaus und wünschte ihm eine schnelle Genesung. Außerdem wünschte der Linkspolitiker, dass sich derartige Phänomene der Gewalt nicht wiederholen mögen. Seiner Meinung nach seien die konservative Regierung und Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis verantwortlich für die Situation, in der sich das Land derzeit befindet. SYRIZA-Sprecher Nasos Iliopoulos sprach von einer „aggressiven Regierungspolitik“. Diese solle offenbar dazu beitragen, den „Misserfolg“ im Umgang mit der Corona-Pandemie und der damit verbundenen wirtschaftlichen Folgen zu vertuschen. In einer Mitteilung rief SYRIZA die Regierung dazu auf, ihren Kurs zu korrigieren: Schließlich habe sie den ersten Schritt in Richtung Gewalt getan.
Kritik an „Spiel mit der Gewalt“
Die Chefin der sozialistischen Bewegung der Veränderung (KinAl), Fofi Gennimata, forderte von Premier Mitsotakis, die Vorsitzenden der Parlamentsparteien über die generelle Situation, in der sich das Land befindet und über die daraus resultierenden Probleme zu informieren. Sie vertrat die Auffassung: „Herr Mitsotakis, Sie spielen mit dem Feuer!“ Als Opfer beschrieb Gennimata dabei die griechische Gesellschaft und die demokratische Normalität. Der KinAl-Parlamentarier Andreas Loverdos kritisierte „ein Spiel mit der Gewalt“. (Griechenland Zeitung / eh)