Die zunächst recht vielversprechenden Annäherungsbemühungen zwischen Athen und Ankara stehen im Moment unter keinem guten Stern. Die türkische Seite schürt Spannungen in der Ägäis – möglicherweise, um aus den begonnenen Gesprächen wieder aussteigen zu können.
Trotz der Bemühungen der griechischen Seite, die angeschlagenen Beziehungen mit der Türkei zu reparieren, stehen die Zeichen wieder auf Sturm. Bis zum 2. März hat Ankara das Seevermessungs-Schiff „Cesme“, das zur türkischen Kriegsmarine gehört, in Gewässer der nördlichen Ägäis entsandt, wo es in der griechischen Inselwelt unterwegs ist. Bekannt gegeben worden war das mittels einer sogenannten Navtex, die Sicherheitsinformationen für die Seefahrt beinhaltet. Griechenlands Außenminister Nikos Dendias erklärte in einem Interview, dass man dagegen Demarche eingelegt habe. Das Verhalten Ankaras stehe „unter Beobachtung“. Es sei eine „unnötige Aktivität“, für einen solchen Fall eine Navtex herauszugeben. Vor allem aber sei es unvereinbar mit dem Ziel, die Lage zu entspannen, wie sich sein Land das wünsche.
Verzögerungstaktik Ankaras
Vertreter beider Staaten wollten sich ursprünglich bereits Anfang März erneut an einen Tisch setzen, um Sondierungsgespräche über die gemeinsame Seegrenze und die Ausschließlichen Wirtschaftszone zu führen, was zu einem späteren Zeitpunkt in Verhandlungen münden könnte. Eine Antwort Ankaras über einen genauen Termin steht aber noch aus. Es wäre die 62. Gesprächsrunde dieser Art zwischen den beiden Staaten, die letzte dieser Begegnungen hatte nach vierjähriger Pause in Istanbul stattgefunden.
Beobachter meinen, dass Ankara versuchen könnte, das nun anstehende Treffen auf einen Zeitpunkt nach dem EU-Gipfeltreffen am 25. und 26. März zu verlagern. Dann nämlich wollen die EU-Staats- und Regierungschefs über mögliche Sanktionen gegen die Türkei befinden. Anlass dafür ist vor allem auch das Verhalten Ankaras gegenüber Griechenland; im Sommer hätte es unter Umständen sogar zu einem bewaffneten Konflikt zwischen den beiden Nachbarländern kommen können.
Angeheizte Lage in der Ägäis
Während Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis darauf beharrt, dass man sich streng an die vereinbarten Themen halten müsse, verfolgt der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan das Ziel, die Gesprächspalette zu erweitern. Verbunden ist das mit einer scharfen Rhetorik. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung hatte Mitsotakis in der vorigen Woche erklärt, dass Erdogan seinen Tonfall mäßigen müsse, damit die bevorstehenden bilateralen Kontakte konstruktiv verlaufen könnten.
Besonders irritiert zeigt man sich in Athen über das seit dem 25. Februar stattfindende türkische Militärmanöver „Mavi Vatan 2021“ („Blaue Heimat“), das noch bis zum kommenden Sonntag (7. März) andauert. Daran beteiligen sich 87 Schiffe, 27 Flugzeuge und 20 Hubschrauber des Nachbarlandes. Für Griechenland ist bereits der Name des jährlich stattfindenden Manövers eine Provokation; auch dass es gerade zum jetzigen Zeitpunkt durchgeführt wird, wird nicht gerade als freundliche Geste gewertet. Hinzu kommen zunehmende Verletzungen griechischen Luftraums durch türkische Kampfflugzeuge, wobei auch kleinere griechische Inseln in relativ geringer Höhe überflogen wurden. Türkische Vorwürfe, wonach griechische Kampfjets mehrfach in geringer Höhe über das Schiff „Cesme“ geflogen sein sollen, wurden von Athen dementiert. (Griechenland Zeitung / eh)