Angesichts des Coronavirus sei die Lage in Griechenland besser als in vielen anderen Ländern Europas. Das stellte Regierungssprecher Christos Tarantilis gegenüber Journalisten fest. Derzeit würden täglich 17.000 Personen gegen das Virus geimpft; bisher seien 270.000 Impfungen erfolgt. Besorgniserregend sei jedoch die Situation vor allem in Attika, Thessaloniki und Patras.
In der Hafenstadt auf der nördlichen Peloponnes informierte sich am Montag (1.2.) Bürgerschutzminister Michalis Chryssochoidis persönlich über die Verbreitung von Covid-19. Besondere Sorge gilt dem Großraum Attika, wo etwa die Hälfte der Bevölkerung lebt. Hier sei die Zahl der Corona-Fälle in den vergangenen zwei Wochen um bis zu 40 Prozent angestiegen, teilte Tarantilis mit.
Was Thessaloniki betreffe, so sei hier eine gefährliche Mutation, die sogenannte „südafrikanische Variante“, aufgetreten. Festgestellt wurde sie bei einem Kleriker, der sich seither in strenger Quarantäne befindet. Wo er sich angesteckt haben könnte, ist unklar. Eine Delegation des Bürgerschutzministeriums befindet sich bereits vor Ort, um die Situation zu evaluieren. Auch die sogenannte „britische Variante“ ist in Hellas virulent: offiziell wurden bisher 107 Fälle dieser Mutation registriert.
Über die entstandene Gesamtlage beriet sich am Montag Gesundheitsminister Vassilis Kikilias mit Gesundheitsexperten: Demnach sei eine dritte Corona-Welle nicht auszuschließen. Man müsse mit einer strengen Quarantäne rechnen, wie es im März der Fall gewesen war, machten Experten deutlich. Überall im ganzen Land ist derzeit das Tragen von Mund-Nasen-Schutz sowohl in Innen- als auch in Außenräumen erforderlich. Der Einzelhandel hat nur begrenzt geöffnet, hier können Verkäufe nur über die Systeme „Click away“ oder „Click inside“ abgewickelt werden. Bei „Click away“ handelt es sich darum, dass man vorher auf elektronischem Wege oder per Telefon das gewünschte Produkt bestellt und es vor dem Geschäft persönlich in Empfang nimmt. Für den Einkauf von Kleidungsgegenständen oder Schuhen kann man einen Termin mit dem entsprechenden Geschäft vereinbaren und die gewünschten Produkte zu einem vorher vereinbarten Zeitpunkt anprobieren.
Entwicklungsminister Adonis Georgiadis erklärte, dass die derzeit praktizierte „Akkordeon“-Taktik bzw. der Wechsel zwischen Öffnungs- und Schließungsphasen des Einzelhandels für die kommenden Monate beibehalten werden müsse.
Die Opposition reagierte mit dem Vorwurf, dass diese Taktik den Einzelhandel des Landes, vor allem die kleineren Geschäfte, in die Knie zwingen werde. Dadurch würde die „wirtschaftliche Krise“ noch vertieft, hieß es etwa aus den Reihen der Bewegung der Veränderung (KinAl). Dem schloss sich auch die größte Oppositionspartei SYRIZA an. Deren Vertreter sprachen zusätzlich von „fehlendem Vertrauen in die Entscheidungen der Regierung“. Kritisiert wurde außerdem, dass nicht genügend Lehrpersonal in den Schulen eingestellt worden sei, um die Klassenstärken reduzieren zu können. Engpässe versuche man lediglich damit auszugleichen, dass man Mediziner zwischen den einzelnen Krankenhäusern des Landes hin und her beordere. Das sei keine Lösung, so das Linksbündnis. (Griechenland Zeitung / eh)