Die Beziehungen zwischen Griechenland und der Türkei sollen in eine nächste Runde gehen. Am kommenden Montag (25.1.) wollen sich Diplomaten aus Athen und Ankara in Istanbul an einen Tisch setzen, um die Festlegung der Seegrenzen und der Ausschließlichen Wirtschaftszone in der Ägäis zu erörtern. Allerdings will Ankara weitere Themen mit einfließen lassen, was Athen entschieden ablehnt.
Bei den nun beginnenden Kontakten in Istanbul handelt es sich um die 61. Gesprächsrunde. Begonnen hatten diese sondierenden Kontakte bereits im Jahre 2002; vorerst abgebrochen wurden sie 2016. Eine Delegation von Experten beider Länder will bereits in dieser Woche Tuchfühlung aufnehmen.
Gleichzeitig fordert der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ein Treffen mit dem griechischen Regierungschef Kyriakos Mitsotakis. Athen will allerdings erst dann auf diese Offerte eingehen, wenn sich ein positiver Verlauf der bilateralen Gespräche abzeichnet.
Interessiert an einem handfesten Gesprächsergebnis sind auch internationale Partner. So stattet am heutigen Montag (18.1.) der deutsche Außenminister Heiko Maas Ankara einen offiziellen Besuch ab, wo er sich mit seinem Amtskollegen Mevlüt Cavusoglu trifft. Vertreter der NATO werden sich noch in dieser Woche mit Militärvertretern der beiden Nachbarländer in der Ägäis beraten. Der griechische Außenminister Nikos Dendias wird sich zudem am 25. Januar in Brüssel mit seinen EU-Amtskollegen treffen; dann steht auch ein Gespräch mit dem NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Aussicht.
Zu einer Verbesserung der bilateralen Beziehungen zwischen Athen und Ankara könnte auch die Rückführung von 1.450 nicht asylberechtigten Immigranten in die Türkei beitragen. Die griechische Seite fordert über die EU-Kommission, dass ein sogenannter Flüchtlingspakt mit Ankara eingehalten wird. Wegen der Corona-Pandemie hatte die Türkei seit März 2020 keine Immigranten mehr aus Griechenland zurückgenommen und sich damit über vertragliche Vereinbarungen hinweggesetzt.
Unterdessen gab es in der Türkei negative Reaktionen auf einen Kommentar des Erzbischofs von Athen und ganz Griechenland Hieronymos. Dieser hatte den Islam in einem Interview als „politische Partei“ bezeichnet. Ein Teil der türkischen Presse wetterte daraufhin, dass der Erzbischof „eine Grenze übertreten“ und „Muslime beleidigt“ habe.
Nun will Außenminister Dendias die im Parlament vertretenen Oppositionsparteien über gesamte Situation, die angesichts der bevorstehenden Wiederaufnahme der bilateralen Gespräche entstanden ist, informieren. Zuvor hatte Dendias in einem Interview daran erinnert, dass Athen bereits seine bilateralen Meereszonen mit Ägypten und mit Italien abgegrenzt hat. Über eine Anrufung des internationalen Gerichtshofes in Den Haag wolle man nun auch mit Albanien entsprechende Regelungen treffen. Der Minister verwies allerdings darauf, dass die Situation mit der Türkei „schwieriger“ sei, weil Ankara „das internationale Seerecht nicht anerkennt“ bzw. das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen aus dem Jahre 1982 bisher nicht unterzeichnet hat. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)