Während der Corona-Pandemie finden die Gottesdienste der orthodoxen Kirche in Griechenland unter Ausschluss der Gläubigen statt. Dafür werden diese Liturgien entweder live im Fernsehen oder im Radio übertragen. Angesichts des Weihnachtsfestes wird der Unmut seitens des Klerus und vieler Gläubiger stärker.
Während Weihnachten immer näher rückt, machen sich viele Gläubigen Sorgen, ob die Gotteshäuser zum „Fest der Liebe“ öffnen dürfen. Um sich abzustimmen, telefonierte Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis am Dienstag (8.12.) mit dem Erzbischof von Athen und ganz Griechenland Hieronymos. Besprochen wurden die Möglichkeiten, die Kirchen wieder zu öffnen sowie andere Wege, damit die Gläubigen zum Weihnachtsfest nicht auf die Gottesdienste verzichten müssen. In einer Pressemitteilung hieß es aus dem Büro des Premierministers etwas zurückhaltend, dass Details über den Inhalt des Gesprächs mit Hieronymos demnächst veröffentlicht würden.
Zwei Metropoliten verstarben
Dabei macht das galoppierende Coronavirus auch vor dem Klerus nicht halt. In den vergangenen Wochen waren sowohl Hieronymos als auch einige Metropoliten positiv auf Covid-19 getestet worden; einer von ihnen ist an den Folgen verstorben.
Dennoch zeigt sich ein Teil der Kirchenführung angesichts der verhängten Schutzmaßnahmen sehr unzufrieden. Der Metropolit von Patras Chrysostomos sandte angesichts des Weihnachtsfestes einen Brief an Premier Mitsotakis, in dem er darauf hinwies, dass in diesem Jahr bereits das Osterfest nicht in den Kirchen zelebriert werden konnte. In seinem Schreiben ersucht der orthodoxe Würdenträger darum, dass die Gotteshäuser nun zumindest zum Weihnachtsfest für die Gläubigen geöffnet werden müssten. Mit diesem Ziel wandte er sich auch an Bürgerschutzminister Michalis Chryssochoidis.
Kirchenfahnen auf Halbmast
Auf der Insel Korfu reagierte der Klerus angesichts der Lage mit einer ungewöhnlichen Maßnahme: Die Fahnen der Kirchen werden zwischen dem 11. und dem 13. Dezember auf Halbmast gesetzt. Anlass dafür ist der Namenstag des Schutzpatrons der Insel, des heiligen Spyridon, am 12. Dezember. In einer Mitteilung machte die lokale Kirche darauf aufmerksam, dass man die geforderten Schutzmaßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus zwar einsehe. Dass die Gläubigen an den Gottesdiensten nicht teilnehmen dürfen, verursache jedoch „Trauer und Schmerz“. Der Metropolit von Korfu Nektarios hatte bei den dafür zuständigen Behörden beantragt, dass die Gläubigen wenigstens am Spyridon-Tag unter strenger Einhaltung der Schutzmaßnahmen den Reliquien des Heiligen huldigen dürfen. Der Antrag sei jedoch abgelehnt worden, und die Hauptkirche von Korfu werde von Ordnungshütern überwacht, heißt es in einer Mitteilung der Kirche. Metropolit Nektarios fasste seinen Eindruck mit den Worten zusammen, dass die Kirche „verfolgt“ werde.
Insgesamt appellierten bisher etwa 180 Kirchen-Vereine an die Regierung und forderte: „Offene Kirchen, nehmt nicht unsere Seelen in Haft!“ (Griechenland Zeitung / eh)