Die Möglichkeit, dass die Öffnung des Landes für den Tourismus in den Sommermonaten mit dem rasanten Anstieg der Corona-Fälle in Griechenland zusammenhängen könnte, beschäftigt in dieser Woche die griechische Öffentlichkeit. Am Mittwoch (11.12.) hatte der Minister für Entwicklung und Investitionen Adonis Georgiadis in einem Fernsehinterview festgestellt, dass die Einschätzung der Regierung zur Intensität der zweiten Corona-Welle falsch gewesen sei.
Man habe den Eindruck gehabt, dass durch die Öffnung des Tourismus im Juni noch genügend Zeit verbleibe, um den finanziellen Schaden vom März und April wieder auszugleichen. Gestützt worden sei diese Einschätzung auf die hohen sommerlichen Temperaturen in Griechenland, so Georgiadis. In Wahrheit habe sich das Virus jedoch schneller ausgebreitet, als man gedacht habe.
Die Kritik der Opposition fiel äußerst scharf aus. Das Bündnis der Radikalen Linken (SYRIZA) schätze ein, dass Georgiadis die Wahrheit herausgerutscht sei. Nach Ansicht des Linksbündnisses habe er damit indirekt Versagen, Verantwortungslosigkeit und Unfähigkeit der Regierung unter der konservativen Nea Dimokratia (ND) zugegeben. Die Bewegung der Veränderung (KinAl) fügte zu diesen auf die Regierung gemünzten Prädikaten der Linken noch „Oberflächigkeit“ hinzu. Die Regierung habe den Tourismus „ohne Vorbereitung“ geöffnet, so die KinAl-Kritik.
Daraufhin reagierte Georgiadis mit der Erklärung, dass er niemals eine Ausbreitung des Coronavirus mit dem Tourismus in Verbindung gebracht habe. Ergänzend fügte er hinzu, dass der rapide Anstieg der Corona-Fälle erst nach der touristischen Saison begonnen habe.
Am Mittwoch gab die Gesundheitsbehörde 2.752 neue Corona-Fälle bekannt; innerhalb von 24 Stunden erlagen weitere 43 Menschen den Folgen von Covid-19.
Am heutigen Donnerstag (12.11.) findet im Parlament eine Debatte über den Verlauf der Pandemie in Griechenland statt. Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis wird den Vorsitzenden der Oppositionsparteien Rede und Antwort stehen. (Griechenland Zeitung / eh)