Auf der Insel Lesbos leben tausende Asylsuchende in einem Aufnahmelager bei Moria. Die Situation hat sich sowohl für sie als auch für die Inselbewohner immer weiter verschärft. Seit März nimmt die Regierung keine neuen Asylanträge mehr an. Das Krankenhaus der Insel ist überfordert.
Die Situation auf der Insel Lesbos bleibt brenzlig. Migrationsminister Notis Mitarakis stellte am Donnerstag (5.3.) in einem Radiointerview fest, dass etwa 1.000 Flüchtlinge von den Ägäisinseln auf das griechische Festland übersiedelt würden. Ihnen wurde das Recht auf Asyl zuerkannt. Weitere 1.000 Personen kommen aus „humanitären Gründen“ auf das Festland; sie leben bereits seit mehr als zwölf Monaten auf einer der Inseln in der östlichen Ägäis, meist unter extrem schlechten Bedingungen.
Mitarakis erklärte außerdem, dass seit Juli 18.300 Asylsuchende diese Eilande verlassen hätten. Ziel sei es, die bestehenden Aufnahmelager schrittweise zu schließen. Der Minister erinnerte daran, dass bereits vier EU-Staaten Bereitschaft gezeigt hätten, unbegleitete Minderjährige aufzunehmen. Seit drei Tagen seien keine neuen Asylsuchenden auf den Inseln Lesbos, Samos und Chios angekommen.
Provisorisches Lager am Hafen
Presseberichten zufolge ist am Hafen der Hauptstadt von Lesbos, Mytilini, ein provisorisches Flüchtlingslager entstanden. Hier campieren Asylsuchende, die nach dem 1. März nach Griechenland gekommen sind. Zudem hat die Marine ein Schiff zur Insel geschickt, auf dem Familien untergebracht werden. Alleinreisende Männer hingegen werden in Einrichtungen der Polizei eingewiesen. Ihnen allen soll kein Asyl mehr gewährt werden. Es handelt sich um etwa 500 Personen überwiegend aus Afghanistan, aus afrikanischen Staaten sowie um Kurden aus Syrien.
Trügerische Hoffnung auf Umsiedlung
Am Dienstag sind zahlreiche Bewohner des Flüchtlingslagers Moria etwa zehn Kilometer zu Fuß zum Hafen von Mytilini gelaufen. Sie waren über die Ankunft des genannten Marineschiffes informiert worden und hatten vermutet, dass damit Asylsuchende auf das griechische Festland transportieren würden. Andere hatten bereits Tickets für die Fähre nach Athen gekauft. Die Polizei drängte sie zurück nach Moria. Die Schulen, die in der Nähe des Auffanglagers liegen, blieben auch am Donnerstag aufgrund der angespannten Situation geschlossen.
Ärzte sprechen von „sanitärem Minenfeld“
Auch in den Krankenhäusern auf Lesbos sowie Chios und Samos ist die Lage sehr angespannt. Darauf machte der Panhellenische Verband der Krankenhausangestellten (POEDIN) in einer Pressemitteilung aufmerksam. „Tag für Tag wird die Situation schlimmer“, heißt es. Das liege sowohl am Personal- als auch am Finanzierungsmangel. POEDIN stellt fest, dass Zigtausende Asylsuchende unter äußerst schlechten Bedingungen leben müssten. Die Aufnahmelager auf Lesbos, Chios, Samos und Leros werden mit einem „sanitären Minenfeld mit Infektionskrankheiten“ verglichen. Die psychiatrische Klinik auf der Insel sei in einem „unzulänglichen und gefährlichen Gebäude“ untergebracht, so POEDIN. Zudem sei sie in ein Lager für Flüchtlinge und Immigranten umfunktioniert worden.
Die Ärzte ohne Grenzen teilten gegenüber der Presse mit, dass sie ihre Aktionen auf Lesbos fortsetzen würden. Sie sprechen von 40.000 Asylsuchenden auf den Inseln im Osten der Ägäis. Die Situation sei mittlerweile sowohl für diese als auch für die Bevölkerung äußerst prekär. (Griechenland Zeitung / eh)