Nahezu kriegsähnliche Bilder entstanden in dieser Woche auf den Inseln Lesbos und Chios. Dort protestieren Bürger gegen den Bau geschlossener Aufnahmelager für Asylsuchende. Um dieses Ziel zu erreichen, führte die Regierung Beschlagnahmungen durch. Durchgesetzt werden diese Maßnahmen mit Hilfe der Bereitschaftspolizei. Kritiker sprechen von „beispielloser Gewalt“.
In den Gemeinden der Region Nordägäis wurde für Mittwoch (26.2.) ein Generalstreik ausgerufen. Daran beteiligen sich die Privatwirtschaft sowie Beamte. Auf den Inseln Lesbos, Chios und Samos kam es zu Protestaktionen. Die Bürger demonstrieren gegen den Bau von geschlossenen Aufnahmelagern für Asylsuchende und Immigranten auf ihren Inseln. Bereits am Dienstag kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Der Gouverneur der Nordägäis Kostas Moutzouris kritisierte eine „irrationale Gewalt“ durch die Bereitschaftspolizei MAT. U.a. sei Tränengas zum Einsatz gekommen. Seiner Auffassung nach handle es sich um ein „barbarisches und extrem aggressives Vorgehen seitens der Regierung“. Der Gouverneur stellte fest, dass die Inseln weder in Gefängnisse noch in „Abstellplätze für menschliche Seelen“ umfunktioniert werden dürften, wie es das Ziel des Staates sei.
Auch der Bürgermeister der Gemeinde West-Lesbos Taxiarchis Verros sprach von einer „beispiellosen Gewalt“. Die Regierung rief er dazu auf, sich genau zu überlegen, was sie an dem Ort veranstalten wolle, „wo seit fünf Jahren die Würde ganz Griechenlands und Europas gerettet wird“.
Der Gemeinderat von Ost-Samos stellte die Forderung, dass die dort befindlichen Flüchtlinge und Immigranten auf das Festland sowie in EU-Staaten ihrer eigenen Wahl umgesiedelt werden müssten. Die Gemeinde stimme nur noch einem Lager zu, das zur Erstaufnahme von Flüchtlingen und Immigranten dienen soll, die von der türkischen Küste aus auf die Insel gelangen. Außerdem fordert der Gemeinderat den Rückzug der MAT-Einheiten von den Inseln Lesbos und Chios. Die Kommune hat mit Fahrzeugen der Gemeinde den Zutritt zu jenem Ort, wo das neue Auffanglager gebaut werden soll, verbarrikadiert.
Das Migrationsministerium in Athen hatte zuvor angekündigt, dass auf den Inseln Lesbos, Samos, Chios, Kos und Leros Grundstücke und Immobilien beschlagnahmt wurden. Dort sollen fernab von bewohnten Gegenden geschlossene Aufnahmelager für Asylsuchende und Immigranten entstehen. Diese werden eine Höchstkapazität für bis zu 7.000 Personen haben. Auf den Inseln, die sich direkt gegenüber der türkischen Küste befinden, halten sich derzeit etwa 40.000 Personen zum großen Teil unter unwürdigen Lebensbedingungen auf. (Griechenland Zeitung / eh)