Am Freitag nahm ein türkisches Forschungsschiff Kurs in die Region des griechischen Festlandsockels. Premier Mitsotakis blieb in engem Kontakt mit dem Verteidigungsministerium. Eine griechische Fregatte überwachte die Lage vor Ort.
Das griechische Verteidigungsministerium signalisierte am Freitag Alarmbereitschaft. Das türkische Forschungsschiff „Oruc Reis“ war in die Gewässer des griechischen Festlandsockels etwa 200 Kilometer südlich der Insel Kastelorizo eingefahren. Griechenlands Verteidigungsminister Nikos Panagiotopoulos äußerte die Meinung, dass sich das Schiff aufgrund eines Unwetters dazu veranlasst gesehen hatte, in dieser Meeresregion Zuflucht zu suchen. Panagiotopoulos blieb angesichts des Vorfalls aber im ständigen Kontakt mit Premierminister Kyriakos Mitsotakis. Einig waren sich die beiden Politiker, dass Besonnenheit geboten sei. In einer ersten Reaktion wurde die griechische Fregatte „Nikiforos Fokas“ in die Region beordert, die die Aktivitäten der „Oruc Reis“ im Auge behielt. Doch bereits am Samstag hatte die „Oruc Reis“ den griechischen Schelf wieder verlassen und Kurs Richtung Osten genommen.
Unser Archivfoto (© Eurokinissi) zeigt Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis während eines Besuches im griechischen Verteidigungsministerium.
Zum Jahrestag der „Imia-Krise“
Befremdet zeigte man sich in Griechenland nicht zuletzt deshalb, weil sich dieser Vorfall genau zum Jahrestag der „Imia-Krise“ ereignete. Ende Januar 1996 wäre es beinahe zu einem bewaffneten Konflikt zwischen den beiden Nachbarländern gekommen. Dabei stürzte ein Hubschrauber der griechischen Marine ab, die drei Besatzungsmitglieder kamen ums Leben. Austragungsort des Kräftemessens waren damals die beiden unbewohnten griechischen Felsinseln im Osten der Ägäis nördlich von Kos und östlich von Kalimnos.
Austesten möglicher Reaktionen
Beobachter verweisen u. a. darauf, dass sich die „Oruc Reis“ am Freitag nicht in jener Region bewegte, wo die Türkei in einem gemeinsamen Abkommen mit Libyen Ende 2019 eine Meeresgrenze gezogen bzw. die entsprechenden Gewässer zu ihrem Einflussbereich erklärt hatte. Vielmehr glaubt man in Athen, dass dieses Schiff bewusst Kurs Richtung Kastelorizo genommen hatte, um die Reaktionen Athens zu testen.
Regierungssprecher Stelios Petsas kommentierte den Vorfall mit den Worten, dass Griechenland das internationale Recht sowie seine Verbündeten auf seiner Seite habe. Das Land habe außerdem auch die Kraft, genau das einzuleiten, was nötigt sei, um seine souveränen Rächte zu verteidigen. (Griechenland Zeitung / eh)