Die griechische Regierung plant Seebarrieren in der Ägäis aufzubauen, um dadurch den Zustrom von Asylsuchenden zu verhindern. Kritiker sprechen von einer Verletzung der Menschenrechte.
Um die Ankunft von Asylsuchenden auf den griechischen Ägäis-Inseln zu verhindern, will Griechenland schwimmende Seebarrieren aus Kunststoff montieren. Den Plänen der Regierung zufolge sollen diese etwa einen halben Meter über der Wasseroberfläche herausragen und ca. 60 Zentimeter in die Tiefe gehen. Eine erste dieser ins Auge gefassten Barrieren soll eine Länge von bis zu 2.700 Metern haben. Ausgestattet werden soll diese Installation mit Blinkleuchten, die den Vorschriften für Leuchttürme entsprechen müssen. In einer entsprechenden Ausschreibung heißt es, dass diese Einrichtung keinen militärischen Charakter haben dürfe. Das Pilotprojekt wurde auf 500.000 Euro veranschlagt. Vor der tatsächlichen Realisierung sollen zahlreiche Tests durchgeführt werden.
Viele Beobachter bezweifeln allerdings, ob das in der Praxis funktionieren kann. Zudem wurde Kritik laut, dass dies ein Verstoß gegen die Menschenrechte sei. Ein großer Teil der Flüchtlinge und Immigranten, die über der Türkei nach Griechenland kommen, fliehen nicht nur vor Hunger und Armut, sondern vor Krieg und kriegsähnlichen Situationen, etwa aus Syrien und Afghanistan. Auch sie würden durch Barrieren daran gehindert in Europa um Asyl anzusuchen.
Auf der anderen Seite ist Griechenland mit der jetzigen Situation deutlich überfordert. 2019 kamen etwa 75.000 Menschen auf der Flucht über die Türkei nach Hellas. Etwa 40.000 Personen leben in einem der Auffanglager auf einer der Ostägäisinseln, vor allem auf Chios, Samos oder Lesbos. Die Lebensbedingungen dort sind unzumutbar. Bereits in der vorigen Woche haben die Bewohner dieser Inseln Demonstrationen durchgeführt. Auf Transparenten hieß es u. a.: „Wir wollen unsere Inseln und unser Leben zurückbekommen.“ Dabei wurde das Flüchtlingslager auf Samos sogar mit dem Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba verglichen. (Griechenland Zeitung / eh)