Frisches Geld
Nachdem das Gesetz das Parlament passiert hat, können die
internationalen Geldgeber nun für Griechenland vorgesehene
Kreditraten in Höhe von insgesamt 8,8 Milliarden Euro absegnen. Die
Euroworking Group wird bereits heute eine Rate in Höhe von 2,8
Milliarden Euro formell genehmigen. Am 13. Mai wird die Eurogruppe
über die Auszahlung von 4,2 Milliarden Euro für das erste Quartal
des laufenden Jahres beschließen. Die restlichen 1,8 Milliarden
Euro sollen in der zweiten Hälfte des kommenden Monats vom
internationalen Währungsfonds (IWF) genehmigt werden. Am 20. Mai
muss Griechenland Anleihen in Höhe von 5,6 Milliarden Euro
begleichen.
Regierung gestärkt
Ministerpräsident Antonis Samaras (ND) stellte fest, das seine
Regierung aus der Abstimmung gestärkt hervorgegangen sei.
Vorgesehen sind in der Gesetzesnovelle u. a., dass Schulden
gegenüber dem Staat in 48 Raten bedient werden können. Personen,
die in Armut leben oder von der Armut bedroht sind, sollen
Vergünstigungen für die Entrichtung der Sonder-Immobiliensteuer für
ihren Hauptwohnsitz erhalten. Arbeitslose sollen befristet bei den
Gemeinden und Präfekturen beschäftigt werden. Die Höhe des
Tageslohnes wurde auf 19,60 Euro festgesetzt. Der Monatslohn darf
im Rahmen dieser „Arbeitsbeschaffungs-Programme" die Summe von 490
Euro nicht übersteigen. Bis Ende 2014 müssen zudem weitere 15.000
Beamte den Staatssektor verlassen haben. Vorgesehen ist auch eine
weitere Liberalisierung von bisher so genannten „geschlossene
Berufsgruppen".
Kritik seitens der Opposition
Während der Debatte kritisierte Evangelos Venizelos, dessen PASOK
die Regierung unterstützt, vor allem das Bündnis der Radikalen
Linken (SYRIZA). SYRIZA ist die größte Oppositionspartei im
griechischen Parlament. Deren Fraktionsvorsitzender Alexis Tsipras
übte seinerseits heftige Kritik an der Koalitionsregierung.
Kritisiert hat er auch die Art und Weise, wie die Regierung ihre
Privatisierungspläne vorantreibt. Er zeigte sich überzeugt, dass im
Fall von vorverlegten Parlamentswahlen SYRIZA die
Regierungsgeschäfte übernehmen werde. Panos Kammenos, Vorsitzender
der ANEL, der vierstärksten Parlamentspartei, sprach von einer
„Zerstörung der Mittelschicht". Die Vorsitzende der
Parlamentsfraktion der Kommunistischen Partei (KKE), Aleka
Papariga, stellte fest, dass sich sowohl für die Regierung als auch
für die Große Opposition einzig und allein die Frage stelle, wie
„das Kapital aus der Krise" komme. Ihre Partei werde den Kampf um
die Macht bis zum Ende fortsetzen. Die KKE ist mit 12 Abgeordneten
fünftstärkste Kraft in der Volksvertretung.
Protest der Gewerkschaften
Während der Abstimmung kam es vor dem Parlament zu einer Kundgebung
der beiden größten Gewerkschaften des Landes, an der sich aber
relativ wenige Demonstranten beteiligten. Versammelt hatten sich
u.a. Lehrer, Kommunalangestellte, sowie Angestellte in Ministerien.
Ihr Protest richtete sich in erster Linie gegen die nun gesetzlich
verankerte Entlassung von 15.000 Staatsdienern.
(Text: Elisa Hübel / Foto: Eurokinissi. Die Aufnahme
zeigt Samaras, r., mit seinem Finanzminister Jannis Stournaras
während des Abstimmungsverfahrens.)