Einen dreitägigen Besuch in Paris führte in dieser Woche Griechenlands Oppositionschef Alexis Tsipras aus dem Bündnis der Radikalen Linken (SYRIZA) durch. Anlass war die Einweihung eines neuen Lehrstuhles für „Staatsschulden“ am Institut für politische Studien Paris, wo ein Großteil der politischen Elite des Landes ausgebildet wurde.
Tsipras hielt hier eine Rede unter dem Titel: „Lektion aus Griechenland: Gespräch mit Alexis Tsipras.“ Der Linkspolitiker fungierte zwischen 2015 und 2019 als Ministerpräsident. Noch vor seiner Regierungsübernahme war die Finanz- und Wirtschaftskrise in Griechenland besonders spürbar geworden. Tsipras kritisierte in seiner Rede vor allem den Internationalen Währungsfonds und Teile der EU für den Umgang mit der „Griechenland-Krise“. Er brachte die Meinung zum Ausdruck, dass die hohen Schulden Athens als Druckmittel genutzt wurden, um bestimmte politische Entscheidungen durchzusetzen. Dies sei auch der Grund, dass die Finanz- und Wirtschaftskrise in eine Schuldenkrise entgleist sei, so der Linkspolitiker. Vor allem kritisierte er auch die Vorgängerregierungen der konservativen Nea Dimokratia (ND) und der sozialistischen PASOK, die seit dem Sturz einer Militärdiktatur 1974 über annähernd vier Jahrzehnte mehr oder weniger abwechselnd das Land regierten.
In Paris traf sich Tsipras mit dem ehemaligen französischen Staatspräsidenten Francois Hollande, dem früheren Ministerpräsident Italiens Enrico Letta, der Bürgermeisterin von Paris Anne Hidalgo sowie mit dem Wirtschaftswissenschaftler Thomas Piketty. (Griechenland Zeitung / eh)