„Klima politischer Spannungen"
In der Nacht
von Sonntag auf Montag wurden zudem drei Geldautomaten im Großraum
Athen mit Sprengstoff zerstört. Ingesamt kam es in der Hauptstadt
zu mindestens sechs Anschlägen. Ein ähnlicher Vorfall ereignete
sich in der Hafenstadt Patras.
Sämtliche Parlamentsparteien haben diese Vorfälle scharf
kritisiert. Seitens der drei Regierungsparteien – der konservativen
ND, der sozialistischen PASOK und der Demokratischen Linken (Dimar)
– wurde auch Kritik an der größten Oppositionspartei des Landes,
dem Bündnis der Radikalen Linken (Syriza), geübt.
Regierungssprecher Kedikoglou sprach von einer „gefährlichen
Eskalation", die die „Demokratie bedroht". Ihm zufolge sei Syriza
für ein „Klima politischer Spannungen" verantwortlich. Auch die
PASOK hob hervor, dass man mit der „Position von Syriza" nicht
zufrieden sei. Die Dimar sprach von einer „extremen terroristischen
Tat". Dimar-Pressesprecher Andreas Papadopoulos fürchte zudem, dass
es zu Opfern kommen könnte, „falls sich derartige Anschläge häufen
sollten".
Verurteilt wurden die Anschläge jedoch auch von Syriza selbst. Es
handle sich um eine „ausweglose Praxis willkürlicher Gewalt", hieß
es aus der Parteizentrale. Solche Aktionen würden „nicht zu den
Werten und Zielen der Linken passen". Die Koalitionsregierung und
vor allem die ND würden diese Aktionen der „blinden Gewalt" nutzen,
um kurzzeitig politische Vorteile gegenüber Syriza zu gewinnen. Der
Pressesprecher von Syriza, Panos Skourletis, sprach davon, dass es
selbstverständlich sei, den „bewaffneten Angriff zu verurteilen".
Mit derartigen Aktionen lenke man die Aufmerksamkeit „von den
echten Problemen unserer Zeit" ab. Seiner Ansicht nach würde die ND
ein „Bürgerkriegs ähnliches Klima schüren".
Auch Journalisten im Visier
Von den
Angriffen waren auch Büros von Syriza nicht unverschont geblieben.
Seit Freitag wurde deren Parteibüro im Athener Vorort Neo Iraklio
gleich zwei Mal mit Steinen attackiert. Ein ähnlicher Vorfall hatte
sich dort bereits am 26. Dezember ereignet.
Doch nicht nur politische Parteien und Banken wurden in den letzten
Tagen zum Ziel von Anschlägen. Bereits in der Nacht von Donnerstag
auf Freitag wurden fünf separate Brandanschläge in ganz Attika
verübt, die sich gegen Journalisten richteten. Regierungssprecher
Kedikoglou sprach vom „offenem Terrorismus im Bereich der
Massenmedien". Die Sprengsätze waren jeweils aus zwei Gaskartuschen
zusammengebastelt worden und wurden vor den Wohnungen der
Betreffenden deponiert. Durch die Detonationen entstanden
Sachschäden. Verletzt wurde auch in diesen Fällen niemand.
In einem Bekennerschreiben der Gruppierungen „Kreis der Kriminellen
/ Kern der Liebhaber der Gesetzlosigkeit" und „Kämpfende
Minderheit" war die Rede von einer „Attacke gegen den Staat".
Erwähnt wurden aber auch die Ereignisse in der seit zwanzig Jahren
von autonomen Gruppierungen besetzten „Villa Amalias" in Athen.
Dort war in der vorigen Woche ein starkes Polizeiaufgebot zum
Einsatz gekommen, um zu verhindern, dass das bereits am 20.
Dezember geräumte Gebäude erneut besetzt wurde. Dabei wurden 92
Personen festgenommen. Seitens der autonomen Szene kam es zu
mehreren Solidaritätskundgebungen in Athen und anderen großen
Städten. Am Samstag fanden in mehreren Landesteilen
Solidaritätskundgebungen mit mehreren tausend Teilnehmern statt.
Auch diese Entwicklung hatte heftige verbale Auseinandersetzungen
zwischen Syriza und der Regierung zur Folge.
Involvierung von Terroristen?
Dass Syriza –
die sich den Umfragen zufolge bei eventuellen Wahlen gute Chancen
ausrechnen kann – tatsächlich Verbindungen zur Autonomen-Szene hat,
wurde vom Fraktionsvorsitzenden Alexis Tsipras energisch
dementiert.
In der vorigen Woche waren auch zwei mutmaßliche Terroristen
festgenommen worden. Es handelt sich um einen 29-jährigen Mann und
dessen 25-jährige Freundin. DNA-Spuren der beiden mutmaßlichen
Mitglieder der Terrorgruppe „Bande der Feuerherde" hatten die
Ermittler auf Waffen sichergestellt, die im Gelände der Athener
Universität vergraben worden waren. (Griechenland Zeitung / eh,
Foto: Eurokinissi)