Die Europawahlen finden in etwa fünf Wochen statt und die Mitarbeiter der griechischen Meinungsforschungsinstitute arbeiten auf Hochtouren. Sie alle geben der konservativen Oppositionspartei Nea Dimokratia (ND) einen deutlichen Vorsprung vor der Regierungspartei Bündnis der Radikalen Linken (SYRIZA) von Ministerpräsident Alexis Tsipras. Allerdings gibt es auch noch viele unentschlossene Bürger.
Unzufrieden mit Regierung und Opposition
Die jüngste Erhebung des Meinungsforschungsinstituts „Opinion Poll“ für den Radiosender „Proto Thema“ zeigt, dass 30,1 % der Befragten der ND ihre Stimme geben möchte; 14,7 % haben dies für SYRIZA vor. Drittstärkste Kraft würde demnach die sozialistische Bewegung der Veränderung (KinAL) mit 6,9 %. Für die kommunistische KKE wollen 5,3 % votieren und 4,5 % für die faschistische Chryssi Avgi. Die Zahlen der übrigen Parteien sind kaum erwähnenswert; 22,3 % der Befragten gehört jedoch zur Kategorie der Unentschlossenen. Ähnlich sehen die Umfragewerte für die Parlamentswahlen aus, die planmäßig im kommenden Herbst durchgeführt werden sollen. Premierminister Alexis Tsipras hat mehrfach deutlich gemacht, dass er seine Legislaturperiode voll ausschöpfen will.
Bisher sind viele von dessen Politik, die er seit Anfang 2015 mit seiner Regierungspartei SYRIZA betrieben hat, enttäuscht. „Opinion Poll“ zufolge vertreten 71,4 % der Befragten die Auffassung, dass sich das Land „in die falsche Richtung“ bewege; allerdings sind auch 68,6 % unzufrieden mit der Oppositionsarbeit der ND.
Neuer Anwärter
Ähnliche Umfragewerte nennt auch das Meinungsforschungsinstitut „Metron Analysis“ für den Fernsehsender Alpha. Demnach wollen 27,2% der Befragten der ND ihre Stimme geben, 19,9 % wollen für SYRIZA votieren, 6,6 % für KinAL, 5,8 % für die KKE und 4,6 % für die Chryssi Avgi.
Bei den Parlamentswahlen könnte dieser Erhebung zufolge auch die „Griechische Lösung“ des in Deutschland geborenen Journalisten Kyriakos Velopoulos den Sprung ins Parlament schaffen. Die Partei gilt als rechtsextrem, Russland-freundlich und ist sehr eng mit dem griechisch orthodoxen Glauben verbunden. Bisher hat diese Partei im politischen Leben kaum eine Rolle gespielt. (Griechenland Zeitung/eh)