Seinen ersten offiziellen Besuch in der Republik Nordmazedonien seit der Lösung einer seit knapp drei Jahrzehnten schwelenden Namensfrage absolvierte am Dienstag Ministerpräsident Tsipras. Begleitet wurde er von zahlreichen Ministern und Unternehmern.
Von einem „Durst, sich gegenseitig noch näher zu kommen“ sprach Ministerpräsident Alexis Tsipras am Dienstag (2.4.) in Skopje im Rahmen eines bilateralen Unternehmensforums. Es handelt sich um den ersten offiziellen Besuch von Tsipras seit die seit 27 Jahren schwelende Namensfrage gelöst werden konnte. Der Nachbar heißt jetzt Republik Nordmazedonien.
Verbindung mit Zentraleuropa
Begleitet wurde Tsipras in Skopje von zehn Ministern sowie einer Delegation von 140 Unternehmern. Die unter Dach und Fach gebrachte Namenslösung biete nun große Gelegenheiten in den Bereichen Transport, Infrastruktur und Energie, stellten Beobachter fest. Griechenland war 2018 mit bis zu einer Milliarde Euro und 25.000 geschaffenen Arbeitsplätzen der zweitwichtigste Investor im nördlichen Nachbarland. Tsipras sprach in Skopje von seinem Plan, den Hafen der nordgriechischen Metropole Thessaloniki über der Republik Nordmazedonien mit Zentraleuropa zu verbinden. Vor allem wird eine neue Bahnverbindung zwischen Piräus, Thessaloniki, Skopje und Belgrad entstehen. Der Premier erwähnte auch, dass fast die Hälfte der Einwohner Nordmazedoniens in Griechenland, vor allem auf der Halbinsel Chalkidiki, ihren Urlaub verbringt.
Sein Amtskollege Zora Zaev beschrieb den Tag des Tsipras-Besuches als einen „besonderen auch für die kommenden Generationen“. Sie beide hätten trotz der politischen Kosten die Namensfrage gelöst. Sowohl in Nordmazedonien als auch in Griechenland ist die Lösung der Namensfrage bei einem Großteil der Bevölkerung und der Oppositionsparteien auf heftigen Protest gestoßen.
Überwachung des Luftraums
Dennoch wurde der Besuch von Tsipras in Skopje von der griechischen Opposition mit Skepsis interpretiert. Die konservative Nea Dimokratia stellte fest, dass die Lösung der Namensfrage dem Land schade; dies werde sich bei den im Mai bevorstehenden Urnengängen widerspiegeln. Die Bewegung der Veränderung sprach von einer „vorgetäuschten Fiesta“. Eingeladen worden seien lediglich Unternehmer, die bereits in der Republik Nordmazedonien investiert hätten; es gäbe quasi keine neuen Gelegenheiten für die griechischen Unternehmer im Nachbarland. Die kommunistische KKE stellte hingegen fest, dass die Lösung der Namensfrage lediglich die Interessen des griechischen Kapitals bediene.
Zu den bilateralen Vereinbarungen, die am Dienstag unterzeichnet worden sind, gehört, dass Griechenland künftig den Luftraum des Nachbarlandes schützen wird. Auch die Türkei hatte starkes Interesse daran bekundet, eine solche Aufgabe zu übernehmen. (Griechenland Zeitung / eh)