Griechenlands Nachbar am Vardar heißt künftig „Republik Nordmazedonien“. Nun müssen die Beschriftung an offiziellen Gebäuden umgestellt werden, auch Hinweisschilder in Grenzregionen werden neu beschriftet. Die Veränderungen, die die Namensänderung eines Staates mit sich bringt, sind nicht zu unterschätzen.
In der Öffentlichkeit in Skopje werden derzeit intensive Veränderungen durchgeführt, damit das Land seinem neuen Namen „Republik Nordmazedonien“ gerecht werden kann. Bisher lautete dieser aufgrund eines knapp drei Jahrzehnte anhaltenden Streits mit Griechenland umständlich und bürokratisch: Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien (UNO-Kurzbezeichnung: FYROM).
Bald neues NATO-Mitglied
Nun werden die Aufschriften auf staatlichen Gebäuden verändert. Die alten Buchstaben wurden am Montag vom Regierungsgebäude in Skopje abgenommen. Am Dienstag sollen diese durch die neuen „Republik Nordmazedonien“ ersetzt werden. Neben der Flagge des Landes wird auch diejenige der NATO hängen. Aufgrund des Namensstreits mit Griechenland konnte Skopje weder im Nordatlantikpakt aufgenommen werden, noch bei der EU. Griechenland hatte wegen dieses ungelösten Streits von seinem Veto-Recht Gebrauch gemacht. Endgültig der NATO beitreten kann Skopje jedoch erst, wenn alle anderen Mitglieder das Beitrittsprotokoll ratifiziert haben. Das Verfahren gilt als formell, kann sich jedoch bis zu einem Jahr hinziehen. Bis dahin wird sich Skopje an Treffen der NATO als Beobachter beteiligen.
Das Gebiet Alexander des Großen
Vor allem befürchtete Athen bisher, dass Skopje Gebietsansprüche auf die griechischen Regionen Makedonien stellen könnte – dort befindet sich auch die zweitgrößte Stadt Griechenlands Thessaloniki.
Hierbei handelt es sich um die antike Region Makedonien, in der etwa der Makedonenkönig Alexander der Große um 300 vor Christus herrschte. In der Vereinbarung, mit der die Namensfrage der FYROM gelöst werden konnte, dem sogenannten „Prespes-Vertrag“, steht ausdrücklich, dass die Bewohner der Republik Nordmazedonien slawischer Herkunft sind und daher keine Nachfahren Alexander des Großen sein können. Dennoch dürfen sie sich künftig als „Mazedonier“ bezeichnen. Das schmerzt viele der griechischen Makedonier, die aus den Regionen Ostmakedonien- und Thrakien, Westmakedonien sowie Zentralmakedonien stammen.
Keine Anerkennung durch die Opposition
Dies ist auch einer der ausschlaggebenden Punkte für einen heftigen Disput zwischen der Regierung und den meisten Oppositionsparteien. Während die ehemalige Außenministerin aus den Reihen der konservativen Nea Dimokratia (ND) Dora Bakojanni angekündigt hat, künftig den Begriff „Republik Nordmazedonien“ zu benutzen, weigerte sie sich von „Mazedoniern“ zu sprechen. ND-Chef Kyriakos Mitsotakis kündigte das Ziel an, die negativen Konsequenzen des Vertrages der Namenslösung abzumildern, wenn er die Regierungszügel übernehmen sollte. Mehrere Funktionäre seiner Partei weigern sich nach wie vor, den neuen Landesnamen zu akzeptieren. Sie wollen weiterhin von „Skopje“ und „Skopjianern“ reden, wenn sie sich auf das nördliche Nachbarland und dessen Bürger beziehen.
Die letzten offiziellen Schritte
Skopje wartet nun noch auf eine diplomatische Note aus Athen, mit der offiziell die Ratifizierung der Namensänderung anerkannt wird. Anschließend werden entsprechenden Botschaften an die Vereinte Nationen sowie internationale Organisationen gesandt, in denen darum gebeten wird, den neuen Namen des Landes anzuerkennen. Dann müssen auch die Hinweisschilder mit dem Landesnamen – etwa an den Grenzstationen –geändert werden. In den kommenden fünf Jahren sollen sämtliche Reisepapiere, Universitätsabschlüsse, Führerscheine und sonstige offizielle Unterlagen auf den neuen Namen übertragen werden.
Elisa Hübel