„Nein" gegen Sparauflagen
Der
„Ochi"-Tag markiert das Nein der griechischen Regierung im Jahre
1940 gegen den von Italien geforderten Einmarsch italienischer
Truppen in das Land und die Besetzung strategisch wichtiger Punkte.
Griechenlands Diktator Ioannis Metaxas erteilte diesem Ansinnen mit
dem Wort „Ochi" (Nein) eine klare Absage. Daraufhin ging die
griechische Bevölkerung auf die Straßen und skandierte: „Ochi,
ochi!"
Seither gilt dieser Tag allgemein als der Tag des Widerstandes
gegen faschistische Invasoren. In der Gegenwart denken viele
Griechen darüber nach, auf die Sparauflagen der internationalen
Geldgeber mit „Nein" zu antworten.
In vielen Städten riefen Bürgerinitiative parallel zu den
traditionellen Paraden zu Protestmärschen auf. Die nordgriechische
Stadt Thessalnoniki spielt an diesem Tag eine besondere Rolle, denn
hier wird die traditionelle Militärparade durchgeführt. Im Vorigen
Jahr kam es hier zu massiven Bürgerprotesten, Staatspräsident
Karolos Papoulias und andere anwesenden Politiker wie auch Militärs
mussten aus Sicherheitsgründen die Tribüne verlassen. Die Parade
konnte nicht so stattfinden, wie ursprünglich geplant.
Hohe Alarmbereitschaft
Auch in
diesem Jahr wird Papoulias die Parade von der VIP-Tribüne in
Thessaloniki aus verfolgen. Dieses Mal wird die Tribüne mit großen
Zäunen abgeschirmt. Große Teile der Militärparade werden für die
Besucher nur von einigen Stellen oder aus der Ferne aus zu
beobachten sein. Um eventuelle Ausschreitungen zu vermeiden, werden
an diesem Tag 2.000 Polizisten in der makedonischen Hauptstadt im
Einsatz sein, darunter auch Einheiten der Bereitschaftspolizei
(MAT) aus Athen. Zudem werden die Ereignisse per Hubschrauber aus
der Luft überwacht. Vom Meer aus wird die Hafenpolizei für
Sicherheit sorgen. Im Vorfeld der Parade soll es zu Kontrollen und
auch zu vorbeugenden Festnahmen kommen. Zudem wird die Dauer der
Militär- und Schülerparade von den ursprünglichen 40 Minuten auf
die Hälfte reduziert. Ähnliche Sicherheitsvorkehrungen waren
bereits am 25. März, dem zweiten griechischen Nationalfeiertag, in
Athen getroffen worden.
Tag gegen Faschismus
Auch in
kleineren Städten des Landes werden die Sicherheitskräfte in
erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Größere Protestmärsche gegen
das Spardiktat der Troika aus Europäischer Kommission, Europäischer
Zentralbank und Internationalen Währungsfonds sind u. a. am Sonntag
in Heraklion auf Kreta und in Nafplion auf der Peloponnes geplant.
Die Veranstalter wollen damit den im neune Sparpaket enthaltenen
Renten- und Gehaltskürzungen, Entlassungen von Beamten sowie
Steuererhöhungen eine Absage geben. In Nafplion gilt der Protest
vor allem dem Widerstand gegen aufkeimenden Faschismus. U. a. haben
Mitglieder und Sympathisanten der Kommunistischen Partei
Griechenlands dazu aufgerufen, dass Mitglieder der
faschistisch/rassistischen Partei Chryssi Avgi (zu Deutsch: Goldene
Morgenröte) nicht anwesend sein dürfen. Ein KP-Mitglied aus
Thessaloniki stellte fest: „Sie haben keinen Platz bei den
Feierlichkeiten für den antifaschistischen Sieg unseres
Volkes."
In Thessaloniki beginnen bereits am heutigen Donnerstag mehrtägige
Feierlichkeiten: Am 26. Oktober 1913 wurde die Stadt durch
griechische Truppen von der osmanischen Fremdherrschaft befreit.
Neben dem Staatspräsidenten wird auch diesem Anlass auch
Ministerpräsident Antonis Samaras an den Feierlichkeiten
teilnehmen. Medienberichten zufolge hat die zuständige Präfektur
von Zentralmakedonien aber auch Einladungen an die Chryssi Avgi
geschickt. Diese Partei ist seit Juni mit 18 Parlamentariern,
fünftstärkste Kraft in der griechischen Volksvertretung.
(Griechenland Zeitung / eh, Foto: Eurokinissi. Diese Aufnahme zeigt
die Parade 2011 in der mittelgriechischen Stadt Larissa)