Die Situation der Flüchtlinge in der Ägäis, die Zypernfrage sowie Kooperationen bei der Beförderung von Erdgas haben ein Interview des griechischen Premierministers Tsipras gegenüber der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu dominiert. Dieses gab er angesichts seines offiziellen Türkei-Besuchs am 5. und 6. Februar.
Athen und die Ankara haben bewiesen, dass sie bei der Bekämpfung großer Herausforderrungen auf internationaler Bühne sehr gut zusammenarbeiten können. Das hat Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras im Rahmen eines Interviews gegenüber der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu festgestellt. Als Beispiel nannte der Premier etwa die Bewältigung der Flüchtlingskrise und vor allem den EU-Türkei-Pakt. Dies habe dazu geführt, dass weniger Asylsuchende den Versuch unternehmen, über die Ägäis nach Griechenland und damit auf EU-Territorium zu gelangen, so Tsipras. Er stellte fest, dass die Türkei eine große Last auf sich genommen habe, indem sie vier Millionen Menschen Gastfreundschaft biete. Dies müsse sowohl international als auch seitens der EU anerkannt werden, um die Türkei in dieser Frage zu unterstützen, so Tsipras.
Gute Zusammenarbeit
Als ein gutes Beispiel für gute bilaterale Beziehungen beschrieb das griechische Regierungsoberhaupt auch die Zusammenarbeit für die Transadriatische-Pipeline (TAP) und die „Turkish Stream“, durch die Erdgas nach Europa transportiert werden soll.
Die Trans-Adria-Pipeline (auch Transadriatische Pipeline), offizieller Projektname Trans Adriatic Pipeline (TAP) ist eine rund 870 Kilometer lange Erdgaspipeline, mit deren Bau 2015 begonnen wurde. Sie soll durch Griechenland, Albanien und das Adriatische Meer nach Süditalien verlegt werden und in Kipoi an der türkisch-griechischen Grenze mit der Transanatolischen Pipeline (TANAP) verbunden werden, die Erdgas aus dem kaspischen Raum bzw. aus Russland durch die Türkei nach Westen transportieren soll.
Was die Zypernfrage betrifft, so stellte Tsipras fest, dass sich der frühere Außenminister Griechenlands Nikos Kotzias und sein Amtskollege Mevlüt Cavusoglu stark für eine Lösung der Zypernfrage eingesetzt hätten. Beinahe seien sie sogar zu einer Lösung für den seit 1974 geteilten Inselstaat gekommen, hob der Premier hervor.
Positive bilaterale Agenda
Als Vorbereitung auf seine offizielle Türkeireise könne auch ein Treffen mit dem türkischen Botschafter in Athen Burak Özügergin am Samstag (2.2.) gewertet werden. Gegenüber der griechischen Nachrichtenagentur ANA-MPA hatte letzterer unmittelbar vor der Türkei-Reise des griechischen Premierministers von einer „positiven Agenda“ gesprochen. Er erinnerte daran, dass es „ganz normal“ sei, dass sich die Oberhäupter von Nachbarländern häufig treffen, um bilaterale Themen und gemeinsame Interessen oder auch Bedenken auf den Tisch zu legen. Der türkische Botschafter begrüßte die Lösung des Namenstreits der Ehemaligen Jugoslawischen Republik Mazedonien (UNO-Kurzbezeichnung: FYROM). Özügergin sprach sich auch für die Lösung der Zypernfrage aus. Diese müsse jedoch sowohl für die türkischen als auch die griechischen Zyprioten von Nutzen sein. Der jetzige Botschafter in Athen ist in der Vergangenheit im türkischen Außenministerium Leiter für die Abteilung der griechisch-türkischen-Beziehungen gewesen. Geleitet hat er im Außenministerium in Ankara auch Fragen der NATO und der internationalen Sicherheit. (Griechenland Zeitung / eh)