Die Novartis-Affäre sorgt seit Jahresbeginn in Griechenland erneut für Schlagzeilen. In der Nacht von Sonntag auf Montag ist einer der wichtigsten Zeugen in diesem Fall auf dem Athener internationalen Flughafen „Eleftherios Venizelos“ festgenommen worden; sein Pass wurde eingezogen.
Er wollte mit seiner Familien nach Spanien ausreisen. Er habe in Madrid eine Arbeit gefunden; dies sei der Staatsanwaltschaft bekannt gewesen, sagte der Mann nach seiner Verhaftung. Bisher stand er unter Zeugenschutz, jetzt wird ihm passive Bestechung vorgeworfen.
Der stellvertretende Gesundheitsminister Pavlos Polakis hatte am Montag den Namen des früheren Zeugen an die Öffentlichkeit gegeben: Nikos Maniadakis. In der Vergangenheit ist er Berater früherer Gesundheitsminister gewesen. Außerdem hat er bei den Verhandlungen zwischen Athen und den internationalen Geldgebern (Troika) bei Fragen mitgewirkt, die den Bereich der Medikamente betrafen. Er ist stellvertretender Dekan der Nationalen Schule für Öffentliche Gesundheit. Im Novartis-Fall hatte er bereits vor dem FBI ausgesagt.
Zu den Beschuldigten bei dieser Affäre zählen mehrere frühere Gesundheitsminister sowie zwei ehemalige Ministerpräsidenten. Regierungssprecher Dimitris Tzanakopoulos stellte am Mittwoch in einem Interview fest, dass es sich um einen „Skandal riesiger Dimensionen“ handle, der auch „politische Ausmaße“ habe.
Ein Teil der griechischen Presse sieht im Novartis-Fall hingegen lediglich einen künstlich aufgebauten Skandal. Ziel der jetzigen Regierung unter Premier Alexis Tsipras (SYRIZA) sei es demnach, die Vorgängerregierungen der konservativen ND und der sozialistischen PASOK in ein schlechtes Licht zu rücken, um dadurch bei den in diesem Jahr anstehenden Parlamentswahlen möglichst gut abschneiden zu können. Diese müssen spätestens im Oktober durchgeführt werden. (Griechenland Zeitung / eh)