Griechenlands Oppositionschef Kyriakos Mitsotakis aus den Reihen der konservativen Nea Dimokratia (ND) hat sich am Montag mit Vertretern der Heiligen Synode der Insel Kreta getroffen. Hauptgesprächsthema war eine Vorvereinbarung zum Thema Trennung zwischen Kirche und Staat. Angekündigt wurde dieser Plan Anfang November nach einem Treffen zwischen dem griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras und dem Erzbischof von Athen und ganz Griechenland, Hieronymus.
Kritik der Opposition
Die Kleriker stellen sich vor allem gegen einen Punkt in dieser Vereinbarung, der mit der Auszahlung ihrer Gehälter zusammenhängt. Mitsotakis erklärte am Montag, dass die ND – sollte sie die nächsten Parlamentswahlen gewinnen – diese Klausel wieder rückgängig machen werde. Der Konservative kritisierte vor allem die Art und Weise, mit der die Vorvereinbarung zwischen Staat und Kirche der Öffentlichkeit angekündigt worden ist. Er selbst sei zu keinem Zeitpunkt über diese Entwicklungen informiert worden, so Mitsotakis.
Die Kirchenvertreter aus Kreta haben sich am Montag außerdem mit dem Vorsitzenden der liberalen Partei „To Potami“ Stavros Theodorakis getroffen. Letzterer wiederholte seine Auffassung, dass sowohl die Kirche Kretas sowie das Patriarchat von Konstantinopel über die Entwicklungen hätten informiert werden müssen. Eine Vereinbarung zwischen Staat und Kirche müsse die Zahlung der Gehälter der Kleriker gewährleisten.
Einstellung von Beamten
Bisher werden Kleriker in Griechenland aus den Staatskassen bezahlt. Tsipras und Erzbischof Hieronymus sind sich bei ihren Absprachen darin einig gewesen, dass die Kleriker künftig aus einer extra dafür zu gründenden Kasse bezahlt werden sollen. Die Gelder dafür sollen zwar auch aus staatlichen Mitteln stammen, gleichzeitig aber sollen die Kleriker ihren Beamtenstatus verlieren, was bei diesen wiederum zu heftigen Protesten führte. Damit würden indirekt etwa 10.000 Stellen im öffentlichen Dienst frei. Tsipras will diese vor allem mit Ärzten und Lehrpersonal besetzen. Die Oppositionsparteien werfen der Regierung vor, dass es sich um Wahlgeschenke handle. Die Legislaturperiode der Regierung endet zwar offiziell erst im kommenden Herbst. Es gibt jedoch Vermutungen, dass es zu vorgezogenen Parlamentswahlen kommen könnte; eventuell parallel zu den Europa- und Kommunalwahlen im Mai.
Aufklärung im Phanar
Unterdessen ist Anfang der Woche der griechische Minister für Bildung und Religion Kostas Gavroglou nach Istanbul gereist. Im Stadtviertel Phanar beginnt heute ein Treffen der Heiligen Synode des Ökumenischen Patriarchats. Sie wird bis Donnerstag, dem 29. November, andauern. In diesem Rahmen wird Gavroglou dessen Mitglieder über die geplante Vorvereinbarung zwischen Staat und Kirche informieren. Dem Patriarchat von Konstantinopel unterstehen die orthodoxen Kirchen auf Kreta, auf den Inseln des Dodekanes, der nördlichen Ägäis, dem Epirus und Nordgriechenland. Außerdem werden in dieser Woche Vertreter des Patriarchats in Athen erwartet. Auch sie wollen sich über die Vereinbarung zwischen Tsipras und Hieronymus informieren.
Elisa Hübel