Am Sonntag hat Griechenland einen seiner beiden Nationalfeiertage gefeiert: Den sogenannten „Ochi-Tag“. Am 28. Oktober 1940 hatte der griechische Diktator Ioannis Metaxas ein Ultimatum von Benito Mussolini abgelehnt. Letzterer hatte gefordert, dass Griechenland seine Grenze zu Albanien öffnen und den italienischen Truppen strategisch wichtige Punkte überlassen müsse. Der Volksüberlieferung zufolge hat Metaxas darauf mit „Nein“ – auf Griechisch „Ochi“ – geantwortet; konkret soll Metaxas in etwa gesagt haben: „Das bedeutet den Krieg.“
Daraufhin wurde in Griechenland mobil gemacht. Die griechischen Truppen übernahmen die Initiative an der Front und konnten Mussolinis Truppen äußerst erfolgreich bis weit nach Albanien hinein zurückdrängten. Doch mit dem daraufhin erfolgten Eingreifen Deutschlands wurde Griechenland schließlich in den zweiten Weltkrieg hineingezogen. Der Nationalfeiertag des 28. Oktober gilt seither als „Ochi“-Tag: Eine Absage gegen jede Form von Faschismus.
„Nein“ gegen Republik Nord-Mazedonien
Während der Schülerparade in Athen wurde jedoch auch die Namensfrage der Ehemaligen Jugoslawischen Republik Mazedonien (UNO-Kurzbezeichnung: FYROM) zur Erinnerung gebracht. Eine Frau hatte sich vor der VIP-Tribüne in der Hauptstadt positioniert. In der Hand hielt sie eine Flagge mit dem Symbol von Vergina, was nach griechischem Selbstverständnis ausdrückt: „Mazedonien ist Griechisch“. Eine komplette Demonstration unter diesem Motto hat es am Rande der Militärparade in der nordgriechischen Metropole Thessaloniki gegeben. Die Teilnehmer konnten hier allerdings nicht bis zur VIP-Tribüne vordringen.
Die Gegner einer Lösung der Namensfrage der FYROM stellen sich gegen die Übernahme des Begriffs „Mazedonien“ durch Skopje. In diesem Sommer hatten sich die Außenminister Griechenlands und der FYROM auf den künftigen Namen „Republik Nord-Mazedonien“ geeinigt. Und jüngst hat das Parlament in Skopje eine dafür vorgesehene Verfassungsänderung abgesegnet, wenn auch mit hauchdünner Mehrheit. Nun muss noch die Volksvertretung in Athen Grünes Licht geben, was ebenfalls eine harte Nuss ist.
„Auf der richtigen Seite der Geschichte“
Von Thessaloniki aus hat Griechenlands Verteidigungsminister Panos Kammenos festgestellt, dass er eine „Botschaft der Nationalen Einheit und Entschlossenheit“ sende: „gegen alle, die unsere nationale Souveränität oder territoriale Integrität in Frage stellen wollen“. Thessaloniki ist Hauptstadt der nordgriechischen Region Zentralmakedonien. Kammenos sprach von einer „Flamme der Liebe für die Freiheit“, die die Griechen in sich tragen. Er kommentierte: „Wir dürfen nicht vergessen, dass ein Volk ohne Erinnerung, ein Volk ohne Zukunft ist.“
Der stellvertretende Verteidigungsminister Panagiotis Rigas stellte angesichts der Parade in der mittelgriechischen Stadt Larissa fest, dass „der Kampf und Widerstand des griechischen Volkes ein sehr wichtiger Teil der Geschichte unserer Heimat ist.“ Der Kampf gegen den Faschismus sei ein Kampf, der auch heute fortgesetzt werden müsse, so Rigas. Der stellvertretende Minister befasste sich auch mit der Finanz- und Wirtschaftskrise, die im Frühling 2010 über Griechenland hereingebrochen ist: „Nach acht sehr schwierigen Jahren können wir jetzt mit Hoffnung in die Zukunft blicken“, konstatierte er.
Ministerpräsident Alexis Tsipras stellte in seiner Rede fest, dass der 28. Oktober „ein Tag der Erinnerung“ sei, für die Beibehaltung unserer Souveränität und Unabhängigkeit, für Freiheit und Frieden. Das Regierungsoberhaupt fügte hinzu, dass Griechenland „damals und heute auf der richtigen Seite der Geschichte“ gestanden habe und stehe.
Griechisch-Italienische Freundschaft
Die Feierlichkeiten des diesjährigen Nationalfeiertages wurden vor allem auch durch ein Signal der bilateralen Freundschaft und Kooperation zwischen Griechenland und Italien geprägt. Staatspräsident Prokopis Pavlopoulos hatte seinen Amtskollegen aus Italien Sergio Mattarella zu einem offiziellen Besuch der Militärparade in Thessaloniki eingeladen. Die beiden Staatsoberhäupter haben zudem den italienischen Soldatenfriedhof der Division Acqui auf der Insel Kefalonia besucht. Die beiden Präsidenten sind sich darin einig gewesen, dass man die EU verteidigen werde, „damit wir nie wieder die Alpträume der Vergangenheit erleben müssen.“
Elisa Hübel