Regierung von Experten im Gespräch
Ziel der Bemühungen von Papoulias ist die Vermeidung von Neuwahlen. Sollte es dennoch dazu kommen, so bezeichnen Beobachter den eventuell bevorstehenden Urnengang als eine Art Referendum. Dann, so die Einschätzung, müssten die Griechen eine klare Antwort darauf gegeben, ob sie für oder gegen den Verbleib in der Eurozone sind.
Hinsichtlich der anvisierten Expertenregierung ist im Gespräch, dass diese nur für einen kurzen Zeitraum, eventuell für sechs Monate, die Zügel in die Hand nehmen soll. DIMAR-Chef Kouvelis stellte bereits fest, dass eine derartige Regierungsbildung der beste Beweis für die „Niederlage der Politik" sei. Er bestehe weiterhin darauf, dass man eine „Ökumenische Regierung aus allen Parteien" bilden müsse und betont gleichzeitig, dass das Land „regiert werden muss". Unverändert fordert er, dass auch Syriza ein Teil der neuen Regierung sein müsse – was das Linksbündnis kontinuierlich ablehnt.
Druck der internationalen Geldgeber
Die Zeit
für Griechenland wird immer knapper. Sollte man sich nicht
buchstäblich in letzter Minute noch einigen, dann muss am
Donnerstag das bisherige Parlament aufgelöst werden. Gleichzeitig
nimmt auch der finanzielle Druck zu, der auf dem Land lastet. In
einem inoffiziellen Schreiben an den Staatspräsidenten teilte
Noch-Ministerpräsident Loukas Papadimos mit, dass
Griechenland noch bis Ende Juni Geld zur Verfügung habe. Sollte
Athen bis dahin keine Finanzspritze erhalten, wäre das Land so gut
wie bankrott, u. a. könnten keine Renten und Gehälter mehr vom
Staat gezahlt werden. Zudem steigt nun auch der Druck, den
internationale Geldgeber ausüben.
Während eines Treffens der Eurogruppe am Montag war die Lage in
Griechenland nach den Wahlen eines der Hauptgesprächsthemen der
europäischen Finanzminister. Es wurde immer wieder betont, dass die
Vereinbarungen mit der Griechischen Republik und nicht mit
einzelnen Parteien getroffen worden seien. Das bedeute im Klartext,
dass Athen seine Verpflichtungen einhalten müsse, um im Euro zu
bleiben. Es gebe aber weiterhin Spielraum für Zugeständnisse, um
das Wachstum zu fördern. Die Rezession im ersten Quartal belief
sich nach Angaben der Statistikbehörde ELSTAT vom heutigen Dienstag
auf 6,2 % - es ist das fünfte Jahr in Folge, dass Griechenland auf
wirtschaftlicher Talfahrt ist.
Dennoch vertraten die Finanzminister in Brüssel die Auffassung,
dass der bisher eingeschlagene Weg zur Bekämpfung der Finanz- und
Wirtschaftskrise der richtige sei. Der Chef der Eurogruppe
Jean-Claude Juncker hatte in einem Interview nach dem Treffen offen
gelassen, ob man die Frist für die Reduzierung des Staatsdefizits
eventuell noch strecken könne. Voraussetzung dafür sei aber die
Bildung einer Regierung, die das zweite Memorandum durchsetzen
werde. Nichtsdestotrotz verlieh er seiner Meinung Ausdruck, dass
Griechenland in der Eurozone verbleiben werde. (GZeh, Foto:
Eurokinissi)