Erste Unterredungen
gescheitert
Vorangegangen waren bereits am Sonntag
Gespräche zwischen Papoulias und den Parteichefs. Am Sonntagmittag
hat sich das Staatsoberhaupt für etwa 90 Minuten mit Samaras,
Tsipras und Venizelos an den Verhandlungstisch gesetzt. Dies galt
als ein erster Anlauf für die Bildung einer stabilen Regierung,
doch die Bemühungen blieben erfolglos. Im Anschluss betonte
Samaras, dass er „jeden Versuch“ unternommen habe, damit sich alle
Parteien an einer Koalitionsregierung beteiligen. Das linke Bündnis
SYRIZA habe sich aber weiterhin nicht kooperationsbereit gezeigt.
Tsipras selbst stellt fest, dass es dem Stand der Dinge zufolge zu
keiner Regierungsbildung mit Syriza kommen werde. Dieses Anliegen
sei „irrational“. Er werde nicht „mitschuldig“ werden.
Sozialistenführer Venizelos sprach allerdings davon, dass es noch
immer einen „Hoffnungsschimmer“ gebe, eine Regierung der
„Nationalen Einheit“ zu bilden.
Sieben Vorschläge von Kammenos
Am Abend traf
sich Papoulias dann zu separaten Gesprächen mit den Vorsitzenden
der kleineren Parteien. Um 19.30 Uhr stand die erste Begegnung mit
dem Vorsitzenden der erst vor einigen Monaten gegründeten
„Unabhängigen Griechen“ auf dem Programm. Angeführt wird diese
Partei vom früheren ND-Parlamentarier Panos Kammenos. Der
national-populistisch orientierte Politiker unterbreitete dem
Staatspräsidenten sieben Vorschläge. U. a. sollten die
Vermögenserklärungen der Politiker seit 1974 und bis heute unter
die Lupe genommen werden; man müsse Gesetze aufheben, die den
Parlamentariern Straflosigkeit garantieren und Deutschland müsse
Entschädigungen, die sich aus der Zeit des 2. Weltkrieges ergeben,
an Griechenland auszahlen. Außerdem müssten Politiker und Bürger
offiziell über die tatsächliche Lage des Landes informiert werden.
Auskunft sollen demnach vor allem das Finanz- wie auch das
Außenministerium geben.
KKE tritt in den Wahlkampf
Gleich im
Anschluss traf sich Papoulias mit der Generalsekretärin der
Kommunistischen Partei KKE Aleka Papariga. Nach Ende der
Unterredung erklärte sie gegenüber Journalisten, dass man sich an
keiner Koalitionsregierung beteiligen werde. Die KP-Chefin stellte
fest, dass Änderungen am Memorandum – wie sie von den meisten
Parteien vorgeschlagen werden – zu Ungunsten des Volkes seien.
Vielmehr müsse man das Memorandum komplett abschaffen. Dies müsse
durch ein Gesetz geschehen, das die mit der Troika aus Europäischer
Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalem
Währungsfonds unterzeichnete Verträge rückgängig mache. Nach
Ansicht der Kommunistenchefin seien die Versuche, eine Regierung zu
bilden, lediglich eine „Show“ zur Irreführung des Volkes. Man
befände sich bereits im Wahlkampf, Neuwahlen seien unausweichlich.
Heute Abend wird die KKE um 20.30 Uhr eine Protestkundgebung am
Pedion tou Areos Platz in Athen durchführen.
Sitz-Protest gegen Ultrarechte
Nach dem
Treffen mit Papariga empfing der Staatspräsident noch den
Generalsekretär der ultrarechten Chryssi Avgi Nikos Michaloliakos.
Auch letzterer will nicht koalieren. Bei seinem Eintreffen im
Präsidentenpalais setzten sich Journalisten als Zeichen des
Protestes demonstrativ auf den Boden. Hintergrund war eine
Pressekonferenz der Chryssi Avgi unmittelbar nach den Wahlen vor
einer Woche. Damals hatten Mitglieder der Faschisten die anwesenden
Journalisten dazu aufgefordert, sich zu erheben, als Michaloliakos
den Raum betrat.
Keine Koalition ohne SYRIZA
Schlussendlich
traf sich am Sonntag Staatspräsident Papoulias gegen 22.30 Uhr mit
dem Vorsitzenden von DIMAR, Fotis Kouvelis. Die Konversation mit
dem Linkspolitiker dauerte etwa 30 Minuten. Kouvelis zeigte sich
weiterhin dazu entschlossen, sich einer Koalition anzuschließen, an
der auch SYRIZA beteiligt sein müsse. Eine Regierung müsse in jener
Konstellation gebildet werden, wie sie das Volk beim Urnengang am
6. Mai gefordert habe. Die Forderungen von DIMAR seien weiterhin
eine Loslösung von der Memorandumspolitik, wobei Griechenland aber
in der Eurozone bleiben müsse. Zudem müssten die Arbeitnehmer die
ihnen beschnittenen Rechte zurück erhalten.
Kouvelis stellte zudem fest, dass das bisherige politische System
nach den letzten Parlamentswahlen vor etwa einer Woche
zusammengebrochen sei.
Staatspräsident Papoulias hat nun bis zum Donnerstag Zeit, eine
Regierung zu bilden. Sollte er bei diesem Versuch scheitern, müsste
das Land Neuwahlen durchführen. Voraussichtlich könnten diese
bereits am 17. Juni stattfinden. (Griechenland Zeitung / eh, Foto:
Eurokinissi)