Auf einer Art „Europatour“ befindet sich Ministerpräsident Tsipras in dieser Woche. In London hat er am Dienstag während der West-Balkankonferenz davon gesprochen, dass Athen ein Faktor der Stabilität in der Region sei. Heute und morgen beteiligt er sich am NATO-Gipfel in Brüssel.
In Brüssel findet am Mittwoch und Donnerstag (11. und 12. Juli) ein NATO-Gipfeltreffen statt. Besprochen wird heute die Lastenverteilung innerhalb der Allianz. Am Donnerstag werden die Staats- und Regierungschefs über Fragen der Sicherheit sowie Reformen in den Bereichen Verteidigung und Kooperation sprechen. Anwesend ist auch Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras.
Unterredung mit Ankaras Präsident Erdogan
Im Rahmen des NATO-Gipfels wird sich Tsipras am Donnerstag um 14.30 Uhr mit dem Präsidenten der Türkei Recep Tayyip Erdogan treffen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass der griechische Regierungschef die Freilassung von zwei in einem türkischen Hochsicherheitsgefängnis festgehaltenen griechischen Soldaten fordern wird. Der türkische Präsident wiederum dürfte die Auslieferung von acht türkischen Militärs anregen. Diesen wird vorgeworfen, sich an einem Putschversuch im Sommer 2016 beteiligt zu haben, bevor sie in Griechenland um Asyl angesucht haben. Das griechische Höchstgericht, der Areopag, hat deren Auslieferung untersagt, weil ihnen in ihrer Heimat kein gerechter Prozess garantiert sei. Tsipras und Erdogan dürften zudem auch über die Zypernfrage des seit 1974 geteilten Inselstaates sprechen.
„Führende Rolle auf dem Balkan“
Am Dienstag hatte sich Tsipras an der West-Balkankonferenz in London beteiligt. Nach Beendigung des Treffens hat er in einer Stellungnahme erklärt, dass Griechenland derzeit die seit 2010 anhaltende Finanz- und Wirtschaftskrise hinter sich lasse und eine führende Rolle auf dem Balkan bekomme.
Er stellte weiterhin fest, dass es das erste Mal sei, dass Athen zu dieser Konferenz eingeladen worden ist. Die West-Balkankonferenz findet seit 2014 jährlich statt. Nun ist auch Griechenland u. a. neben Deutschland, Österreich und dem Vereinigten Königreich ein permanentes Mitglied dieser Konferenz.
Das griechische Regierungsoberhaupt bemerkte, dass Griechenland nun „eine Kraft ist, die die europäische Perspektive der West-Balkanländer gewährleisten kann“. Zudem könne Athen für „Sicherheit, Stabilität, Frieden und Wachstum“ garantieren.
Tsipras nahm auch zum Vier-Länder-Treffen in der vorigen Woche in Thessaloniki Bezug. Hier hatte man sich über eine Zusammenarbeit in den Bereichen Transport und Energie auf dem Balkan unterhalten. Ins Visier gefasst wurde zudem eine Verbindung zwischen nordgriechischen Häfen mit Häfen am Schwarzen Meer sowie der Donau. Auch die Verbindung zwischen Piräus, Thessaloniki, Skopje und Belgrad mit Budapest per Eisenbahn lag auf dem Gesprächstisch am Dienstag. Erörtert wurde auch der Bau der Pipelines Gas Interconnector Greece – Bulgaria (IGB) und Trans-Adria-Pipeline (TAP). (Griechenland Zeitung / eh)