Login RSS

Die 100 Tage des Loukas Papadimos Tagesthema

  • geschrieben von 
Die 100 Tage des Loukas Papadimos
In Athen wurde am Freitag die neue Regierung unter Loukas Papadimos vereidigt. Sie soll dem Land bis zu den Parlamentswahlen in etwa drei bis vier Monaten einen Ausweg aus der Krise weisen. Mit einer zweistündigen Verspätung wurde am Freitag die neue griechische Regierung unter Loukas Papadimos vereidigt. Die Vereidigung des neuen Kabinetts führte traditionsgemäß der orthodoxe Erzbischof von Athen und Ganz Griechenland, Hieronymos, durch. Anfang nächster Woche erfolgt die Vertrauensabstimmung.
t die Vertrauensabstimmung.
Grund für die Verzögerung bei der Vereidigung waren Unstimmigkeiten über die Zusammensetzung des neuen Kabinetts. Dieses besteht nun aus 48 Personen, darunter vier Frauen. Es zählt 6 Mitglieder mehr als das frühere. Der Löwenanteil stammt aus den Reihen der PASOK. Stellvertretende Regierungschefs sind wie bisher Theodoros Pangalos und Evangelos Venizelos. Letzterer leitet auch wieder das Finanzministerium.

Unterstützung von rechts

Lediglich sechs Mitglieder wurden von der konservativen Nea Dimokratia (ND) gestellt, vier gehören der rechtskonservativen Orthodoxen Volkssammlung (LAOS) an. Für die ND übernahm der frühere EU-Kommissar Stavros Dimas den Posten des Außenministers und Dimitris Avramopoulos den des Verteidigungsministers. Weil die ND auf dem Standpunkt beharrte, keine Parlamentarier in die Regierung zu entsenden, musste letzterer kurz vor der Vereidigung seinen Parlamentssitz an eine Nachfolgerin abgeben.
Die neue Regierung verfügt zumindest auf dem Papier über eine äußerst komfortable parlamentarische Mehrheit von 254 der insgesamt 300 Abgeordneten (PASOK 153, ND 85, LAOS 16). Wer von ihnen tatsächlich hinter den Beschlüssen der Regierung steht, wird sich bei zahlreichen Gelegenheiten unter Beweis stellen. Bei schwierigen Entscheidungen könnten eventuell auch einige unabhängige Parlamentarier Schützenhilfe leisten. Doch man darf nicht vergessen, dass das Land im Prinzip bereits in den Wahlkampf getreten ist. Innerparteipolitisches Kalkül dürfte bei vielen Entscheidungen eine wichtige Rolle spielen.

Schwere Aufgaben

Das Team um des Finanzexperten Papadimos hat nur etwa 100 Tage zur Verfügung, dann sollen Parlamentswahlen durchgeführt werden. Die Aufgaben, die es bewältigen muss, erinnern an einen Marathonlauf, sie sind alles andere als einfach. Die meisten Entscheidungen werden voraussichtlich bei vielen Wählern keine Beifallsstürme auslösen. Im Kern geht es um nichts anderes als um eine schmerzhafte Spar- und Reformpolitik.
Erstes Ziel ist es, die 6. Kreditrate in Höhe von 8 Mrd. Euro zu erhalten. Vor allem aber müssen die Verhandlungen mit der Troika über das neue Memorandum, das Ende Oktober in Brüssel vereinbart wurde, abgeschlossen werden. Nur wenn Griechenland glaubhaft machen kann, dass es die getroffenen Verpflichtungen erfüllt, kann es einen Schuldenschnitt von 100 Mrd. Euro und einen weiteren Kredit von 130 Mrd. erhalten. Bis zum 23. Dezember muss aber vorher noch der Haushaltsentwurf 2012 durch das Parlament. Und bis Jahresende muss obendrein noch ein neues Steuergesetz passieren. Weitere unpopuläre Maßnahmen, die bereits von der Vorgängerregierung beschlossen, aber noch nicht realisiert wurden, betreffen eine so genannte Arbeitsreserve. Noch bis Jahresende sollen 30.000 Arbeitnehmer des öffentlichen Dienstes in eine einjährige Ruhepause treten. Für die meisten von ihnen dürfte das letztlich in Entlassungen münden. Zudem sollen bis Ende 2011 1,7 Mrd. Euro aus Privatisierungserlösen staatlichen Besitzes in die klammen Kassen der öffentlichen Hand fließen. Dennoch wird das Defizit 2011 mit voraussichtlich 8,9 % sicher etwas höher ausfallen als geplant, anvisiert waren 8,5 %.

Widerstand von links

Widerstand gegen die zu erwartende Finanzpolitik der Regierung haben vor allem Politiker aus dem linken Lager angekündigt. Die kommunistische KKE, das linke Wahlbündnis SYRIZA, aber auch einige PASOK-Parlamentarier fordern einen sofortigen Urnengang. Letztere begründeten das damit, dass die Übergangsregierung nicht vom Volk gewählt worden sei. Deshalb habe sie nicht das Recht, weitere Sparmaßnahmen durchzusetzen. Außerdem wurde die Befürchtung geäußert, dass eine „schlimme Intervention aus dem Ausland" bevorstehe. Die größte Schuld an der Lage, in der sich das Land befinde, treffe den PASOK-Vorsitzenden Jorgos Papandreou. (Text: Elisa Hübel, Foto: Eurokinissi)

Nach oben

 Warenkorb