Zahlreiche Polizisten in Uniform, Beamte in weißen und gelben Vollkörperanzügen, Beamte in Zivil, eine mit Absperrbändern versehene Straße: So zeigte sich die Athener Charilaou Trikoupi Straße im Athener Stadtteil Exarchia am Montagabend. Hintergrund war ein bewaffneter Anschlag vor den Büros der sozialistischen Partei PASOK. Kurz vor 20 Uhr hat eine schwarz gekleidete Person mindestens drei Mal auf das dort stationierte Wachpersonal geschossen.
Im Gebäude sind etwa 30 Personen gewesen. Die Kugeln seien in Kopfhöhe eingeschlagen, berichteten Augenzeugen. Nach Ansicht der Polizei sei es das wahrscheinliche Ziel des Täters gewesen, Menschen zu töten oder zu verletzen. Bei der Tatwaffe handelt es sich vermutlich um ein Sturmgewehr des Typs Kalaschnikow.
Am kommenden Sonntag, dem 12. November, findet die Wahl des Vorsitzenden eines neuen Mitte-Links-Pols statt. Daran beteiligt sich als stärkste Kraft auch die PASOK. Es ist jedoch eher unwahrscheinlich, dass dies das Tatmotiv des jüngsten Anschlags gewesen ist. Vielmehr gehen die Ermittler davon aus, dass die Verhaftung eines 29jährigen mutmaßlichen Terroristen Ende Oktober in Athen das Motiv sein könnte. Bisherigen Erkenntnissen zufolge soll er Mitglied der terroristischen Gruppe „Verschwörung der Feuerzellen“ sein. Vor allem aber steht er unter dem Verdacht, Briefbomben gebastelt und auf den Postweg gebracht zu haben. Eine davon explodierte in den Händen des früheren Premierministers Loukas Papadimos, als dieser die Briefsendung in seiner Limousine öffnen wollte. Der ehemalige Interimspremier wurde verletzt und musste in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Andere solcher Sendungen wurden an die europäischen Büros des Internationalen Währungsfonds sowie an den damaligen deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble versandt. Letztere Briefbombe konnte von Antiterrorspezialisten in Berlin entschärft werden.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Büros der PASOK in Athen zur Zielscheibe für Attentäter wurden. Zuletzt war ein Anschlag mit einem Sturmgewehr im Januar erfolgt. Ein Polizist wurde damals verletzt. Einen ähnlichen Anschlag auf die Büros der griechischen Sozialisten gab es im Mai 2014. Dazu bekannte sich damals die terroristische Gruppierung „Revolutionäre Selbstverteidigung“. Diese hatte auch die Verantwortung für ein Attentat auf die französische Botschaft im November 2016 übernommen, das mit einer Handgranate erfolgte. Ein Wachposten wurde damals verletzt.
(Griechenland Zeitung / eh)