Neue Gesichter in den Großstädten
Besonders spektakulär war das Wahlergebnis Sonntagnacht in der
zweitgrößten Stadt Thessaloniki. Für den neuen Bürgermeister
Ioannis Boutaris haben gerade einmal 329 Wahlberechtigte mehr
gewählt als für seinen Gegenkandidaten Konstantinos Gioulekas.
Ähnlich wie Athen ist Thessaloniki eine traditionell „konservativ"
beherrschte Stadt. Boutaris ist zwar ein unabhängiger Kandidat, er
wurde aber von der Pasok und der demokratische Linken unterstützt.
Der bis Sonntagnacht geltende Favorit Gioulekas gehört den Reihen
der Nea Dimokratia an. Auch in Thessaloniki sind gerade mal 45,93 %
der Wahlberechtigten an den Wahlurnen erschienen. Hier waren knapp
9 % der abgegeben Stimmzettel weiß oder ungültig.
Diametral entgegen gesetzt verlief die Abstimmung in Piräus. In der
Hafenstadt war man bisher daran gewöhnt, dass der Bürgermeister aus
den Reihen der Pasok kommt. Nun setzte sich zum ersten Mal ein
Kandidat der konservativen Nea Dimokratia durch. Der neue
Bürgermeister heißt Vassilis Michaloliakos; er wurde mit 51,76
Prozent der Stimmen gewählt.
Die andere große Hafenstadt Griechenlands, Patras, hat seit Sonntag
einen „durch und durch linken" Bürgermeister. Ioannis Dimaras
stammt ursprünglich aus der PASOK, ist inzwischen unabhängig, wurde
aber von der Linksallianz Syriza und den demokratischen Linken
unterstützt. Der ihm unterlegene Gegenkandidat Dimitrios
Katsikopoulos gehört der regierenden Pasok an.
8 von 13 Gouverneuren: PASOK
Jorgos Papandreou, Pasok-Vorsitzender und gleichzeitig Ministerpräsident des Landes, zeigte sich am Sonntag über das Abschneiden seiner Partei durchaus zufrieden. 8 von insgesamt 13 Regionen haben einen Gouverneur aus den Reihen der Pasok. In seiner Rede versicherte Papandreou die Griechen, dass es zu keinen vorverlegten Parlamentswahlen kommen werde und dass seine Partei nun die gefragte Kraft und Mehrheit besitze, um harte aber notwendige wirtschaftliche Maßnahmen durchzuführen. Wörtlich sagte er: „Die Rettung des Landes und der Wandel sind für mich und meine Regierung das Ziel unseres Lebens."
Opposition kritisiert Stimmenthaltung
Zu Wort meldete sich auch ND-Führer Antonis Samaras. Er stellte
fest, dass seine Partei „erneuert, stark und verantwortungsbewusst"
aus den Wahlen hervorgehe. Die Bürger hätten durch ihre
Stimmenthaltung einen Kurswechsel gefordert. Seine Partei habe
diese klare Botschaft verstanden, so Samaras.
Ähnlich interpretierten auch die drei anderen im Parlament
vertretenen Oppositionsparteien den Wahlausgang. Die
Generalsekretärin der kommunistischen Partei KKE, Aleka Papariga,
stellte fest, dass man einen „klaren Hinweis auf die Empörung und
Unzufriedenheit der Bürger gegenüber der Regierung sowie der
größten Oppositionspartei" erhalten habe. Dies sei auch in der
zweiten Wahlrunde durch die vielen weißen und ungültigen
Stimmzettel zum Ausdruck gekommen. Sie forderte die Bürger dazu
auf, „die Welle der Empörung" zu stärken.
Der Vorsitzende der Orthodoxen Volkssammlung (LAOS), Jorgos
Karatzaferis, sprach von einem „Warnschuss der Bevölkerung an die
Politiker". Außerdem sei es ein Hinweis darauf, dass das Volk
„keine Hahnenkämpfe" wünsche.
Der Fraktionsvorsitzende der Linksallianz SYRIZA, Alexis Tsipras,
warf Premier Papandreou vor, die „Botschaften des Volkes zu
ignorieren". Nach Ansicht von Tsipras befinde sich Griechenland „am
Beginn einer Übergangszeit politischer Umschichtungen, die in
Parlamentswahlen münden werden." (Griechenland Zeitung / eh, Foto:
Eurokinissi; unser Foto zeigt Premier Papandreou (r.) mit dem neuen
Athener Bürgermeister Kaminis.)