Der frühere Premierminister Griechenlands Konstantinos Mitsotakis ist in der Nacht von Sonntag auf Montag gegen 1 Uhr im Alter von 98 Jahren verstorben. Er hatte Griechenlands Regierung von 1990 bis 1993 angeführt. Mitsotakis ist außerdem mehrfach Minister gewesen: u. a. für Finanzen, Inneres und Handelsschifffahrt.
Er ist am 18. Oktober 1918 in Chania auf Kreta zur Welt gekommen. Bereits sein Vater und Großvater sind Politiker gewesen; sein Onkel war der mehrfache griechische Premierminister Eleftherios Venizelos, der Griechenland in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entscheidend prägte.
Mitsotakis hat in Athen sowie in Deutschland Jura und Politikwissenschaften studiert. Während des II. Weltkrieges nahm er auf der Insel Kreta aktiv am Widerstandskampf gegen die deutschen Besatzer teil. Als Führungsmitglied der „Nationalen Organisation Kretas“ wurde er inhaftiert und zweimal zum Tode verurteilt. Der Hinrichtung entging er durch einen Gefangenenaustausch. Für seine Tätigkeit als Widerstandskämpfer wurde er u. a. vom Britischen Parlament geehrt.
Seine politische Karriere begann im Jahr 1946. Damals wurde er im Alter von 28 Jahren zum ersten Mal für die Partei „Venizelikous Fileleftherous“ ins Parlament gewählt. Fünf Jahre später wurde er Staatssekretär im Finanzministerium, noch im selben Jahr übernahm er das Ministerium für Transport und Öffentliche Arbeiten.
Als Wirtschaftsminister der Regierung Papandreou spielte er im Jahr 1965 eine ausschlaggebende Rolle beim Zwist zwischen dem damaligen König Konstantin II. und Ministerpräsident Georgios Papandreou (d. Ä.). Die damaligen Ereignisse gingen als „Iouliana“ in die Geschichte ein. Papandreou musste damals sein Amt räumen. Mitsotakis hatte damals die sogenannte Gruppe der „Abtrünnigen“ angeführt. Es folgten zwei Jahre politischer Instabilität, die im Jahr 1967 zu einer Militärdiktatur geführt haben. Vorwürfe, dass die Ergebnisse, die aus den damaligen Handlungen resultierten, beabsichtigt gewesen seien, hatte der Politiker stets entschieden dementiert, wenn er auch in Interviews Fehler bei der praktischen Handhabung einräumte.
Am 21. April 1967 wurde er vom Militärregime, das sich eben an die Macht geputscht hatte, festgenommen. Im Dezember des gleichen Jahres jedoch wieder freigelassen. Er flüchtete nach Paris und blieb im Exil.
1978 ist er der konservativen Partei Nea Dimokratia (ND) beigetreten. 1984 wurde er zum Parteivorsitzenden gewählt. Als Premierminister regierte er das Land von 1990 bis 1993 mit einer knappen Mehrheit. Nach seinem Rücktritt als Parteivorsitzender wurde er zum ND-Ehrenpräsidenten gewählt.
Im Januar 2004 hatte er nach 58 Jahren seine Laufbahn als Parlamentarier beendet. Er stellte damals fest, dass er jedoch weiterhin im politischen Geschehen des Landes aktiv bleiben werde. Gerne wird Konstantinos Mitsotakis in Griechenland als der „Letzte große Politiker unserer Zeit“ beschrieben. Dies hängt vor allem mit seiner langjährigen politischen Laufbahn zusammen, während der er das Land deutlich prägte.
Verheiratet war Konstantinos Mitsotakis mit Marika Giannakou. Mit ihr hatte er vier Kinder: Theodora (Dora Bakojanni), Alexandra, Katerina und Kyriakos. Letzterer ist heute der Vorsitzende der ND. Dora Bakojanni fungierte u. a. als Außenministerin. Heute ist sie in der ND für Wirtschaftsfragen und Entwicklung verantwortlich. (Griechenland Zeitung / eh)