Ministerpräsident Alexis Tsipras hat am Dienstag im Bildungsministerium eine Rede gehalten. Er hat erklärt, dass es zu den Zielen seiner Regierung gehöre, den Bildungsbereich zu reformieren. Dies werde etwa drei Jahre in Anspruch nehmen. Was die Kindergärten und Grundschulen betrifft, so soll die obligatorische Vorschule auf zwei Jahre erweitert werden: „Kein Kind, das älter als vier Jahre ist, wird (…) ausgeschlossen“, sagte er. Das gelte für das ganze Land – „und auch für das entlegenste Dorf“. Das bedeutet in der Praxis, dass die Schulpflicht auf 14 Jahre ausgedehnt wird, kommentieren Beobachter.
Des Weiteren will er die Aufnahmeprüfungen für die Universität abschaffen, „zumindest in der Form, wie wir sie bisher kannten“. Er sprach von einer „zeitgemäßen und qualitativ hochwertigen öffentlichen Bildung“. Damit sprach er sich gegen den Betrieb der Nachmittags- bzw. Nachhilfeschulen aus, sogenannte „Frontistiria“. Vielmehr soll in das System der staatlichen Ganztagsschulen investiert werden. Insgesamt sollen 830 solcher Einrichtungen entstehen, die bis zu 10.000 Schüler aufnehmen können. Weiterhin sollen sechs neue Kunstschulen und elf Sportschulen entstehen; bereits im vorigen Jahr waren 23 solcher Schulen eröffnet worden.
Außerdem will der Premier das Programm kostenloser Mahlzeiten in den Schulen weiter forcieren. Bisher haben etwa 20 Prozent der Grundschulschüler davon profitiert, vor allem in ärmeren Regionen. Er schätzte ein, dass ab dem kommenden Jahr etwa die Hälfte der griechischen Grundschulschüler mindestens eine kostenlose Mahlzeit in der Schule erhalten wird.
Zu seinen Zielen gehört auch, die Gebühren für Masterstudien abzuschaffen bzw. diese zumindest stark zu senken. Das Regierungsoberhaupt betonte: „Kein armer Student wird vom Masterstudium ausgeschlossen.“ In den Genuss der staatlichen Bildung sollen vor allem auch Flüchtlingskinder kommen: Bis September werden für sie zusätzlich 630 Klassen öffnen. In diesem Jahr, so Tsipras, wurden 5.000 Flüchtlingskinder in 300 Klassen beschult.
Dass Alexis Tsipras das öffentliche Schulsystem sehr am Herzen liegt, erklärt sich u. a. daraus, dass seine politische Laufbahn sozusagen auf dem Schulhof begann. Als Jugendlicher hat er als Mitglied von Schülerparteien an mehreren Schulbesetzungen teilgenommen und sich seither stets für eine bessere Bildung in seinem Land eingesetzt. Einerseits ist das griechische Schulwesen zwar – wie es die Verfassung vorsieht – kostenlos: selbst die Schulbücher werden gratis an alle Schüler abgegeben. Doch in den letzten Jahrzenten hat sich der Nachhilfeunterricht – sei es durch Privatlehrer oder durch oben erwähnte Frontistiria – so stark eingebürgert, dass dieses Phänomen aus dem Schulalltag kaum noch wegzudenken ist. Das treibt die finanziellen Belastungen der griechischen Familien mit Kindern deutlich in die Höhe. (Griechenland Zeitung / eh)