Die Stimmung zwischen Athen und Ankara heizt sich weiter auf. Im Fokus stehen zwei unbewohnte Felsinseln in der Ägäis, die unter dem Namen Imia bekannt sind. Nachdem dort in der vorigen Woche ein Kriegsschiff der türkischen Marine in griechische Hoheitsgewässer eingedrungen war, verletzten am Mittwoch türkische Kampfflugzeuge massiv den griechischen Luftraum.
Hintergrund war der 21. Jahrestag der sogenannten „Imia-Krise“. Hier wäre es 1996 beinahe zu bewaffneten Konflikt zwischen den beiden Nachbarländern gekommen. Dabei stürzte ein Hubschrauber der griechischen Marine ab, die drei Besatzungsmitglieder kamen ums Leben. In Erinnerung an dieses Ereignis warf der griechische Verteidigungsminister Panos Kammenos am Mittwoch an der Unglücksstelle einen Kranz ins Meer. Das nahm die türkische Seite zum Anlass für provokative Präsenz im griechischen Luftraum. Die Verantwortung für dieses Vorgehen möchte Ankara gern Athen zuschieben, indem man dort unverhüllt von einer „Provokation“ sprach. Der Außenminister des Nachbarlandes Mevlüt Cavusoglu rief Kammenos in einem Zeitungsinterview zur Vernunft auf. Wegen der „provokativen Haltung“ des griechischen Außenministers könnte es zu einem „ungewollten Unfall kommen“, so die Einschätzung des türkischen Ministers. Die Folgen könnten „irreparabel“ sein, warnte er.
In Athen war das Gedenkzeremoniell bei Imia im Regierungslager kontrovers diskutiert worden. Angesichts zunehmender Spannungen mit dem Nachbarland war auch die Meinung zu hören, in diesem Jahr vor Ort auf die Gedenkfeier gänzlich zu verzichten.
Hintergrund für den scharfen Tonfall in Ankara ist die Nichtauslieferung acht türkischer Offiziere in ihre Heimat. Ein entsprechendes Urteil hatte in der vorigen Woche das griechische Höchstgericht (Areopag) gefällt. Da ihnen noch kein politisches Asyl zugesprochen worden ist, bleiben die türkischen Militärangehörigen jedoch vorerst in Haft.
Unterdessen führt am heutigen Donnerstag die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel Gespräche mit Spitzenpolitikern in Ankara. Hauptthemen dürften die Flüchtlingskrise, die Lage in Syrien sowie die Lösung der Zypernfrage sein. Es ist zu erwarten, dass auch die Situation in der Türkei nach einem fehlgeschlagenen Putschversuch im vergangenen Sommer angesprochen wird; im Blickfeld sein werden dabei auch die Pressefreiheit und die Menschenrechte. (Griechenland Zeitung / eh)