Eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kappa Research für die Sonntagszeitung „To Vima“ bescheinigt eine Unzufriedenheit der Griechen mit dem politischen System. Auch wird die europäische Einheit stärker angezweifelt denn je. Nach wie vor liegt die konservative Oppositionspartei Nea Dimokratia (ND) vor dem regierenden Bündnis der Radikalen Linken (SYRIZA) – allerdings hat sich der Abstand etwas verringert.
Demnach würden im Falle der Durchführung von Parlamentswahlen 16,5 % der Befragten SYRIZA ihre Stimme geben. Für die ND würden 22,8 % votieren. Es folgt die faschistische Chryssi Avgi (6,5 %), die Demokratische Allianz (bestehend aus PASOK und DIMAR) mit 5,5 % und die kommunistische KKE (5,2 %).
Die heute im Parlament vertretenen Parteien „To Potami“, der kleinere Regierungspartner ANEL („Unabhängige Griechen“) und die Zentrumsunion würden an der 3-Prozent-Hürde scheitern und nicht mehr ins Parlament kommen. Klarer Sieger sind hingegen mit 27,9 % die unentschlossenen Wähler sowie jene, die sich der Stimme enthalten oder die einen weißen Stimmzettel abgeben wollen. Gleichzeitig könnte diese große Gruppe auch für erhebliche Überraschungen bei einem möglichen Urnengang sorgen.
61 % der Befragten sind der Ansicht, dass die ND im Falle eines Urnengangs als stärkste Partei hervorgehen würde. Etwa ein Fünftel (21 %) glauben das für SYRIZA. 23,5 % der Befragten vertreten die Ansicht, dass ND-Chef Kyriakos Mitsotakis der geeigneteste Ministerpräsident sei; 18 % glauben das von Ministerpräsident Alexis Tsipras.
Fast zwei Drittel der Befragten (65 %) haben den Eindruck, dass sich die Wirtschaft des Landes im laufenden Jahr verschlechtern wird; 14 % haben eine gegenteilige Meinung. Dennoch sprechen sich fast die Hälfte der Umfrageteilnehmer (46 %) gegen die Durchführung eines vorverlegten Urnengangs ein. 40 % wollen hingegen so schnell als möglich ihre Stimme abgeben.
Als wichtigste Ereignisse des vergangenen Jahres werden der Wahlsieg Donald Trumps in den USA, die Terroranschläge in europäischen Städten und in der Türkei sowie der Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union („Brexit“) gesehen. Als wichtigstes Ereignis in Griechenland wird die Verschärfung der Flüchtlingskrise betrachtet.
Letztendlich sprechen sich 72 % der Befragten gegen eine eventuelle Auflösung der EU aus. 26 % wären jedoch zumindest theoretisch für eine solche Entwicklung. Was die Eurozone angeht, so wollen knapp die Hälfte (49,5 %), dass diese bestehen bleibt; 47 % hätten keine weiteren Probleme, wenn sie aufgelöst würde.
Die Ergebung wurde zwischen dem 21. und dem 22. Dezember durchgeführt.
Elisa Hübel
(Archivfoto: © Eurokinissi)