Griechenland befürchtet, dass sich die Türkei weigern könnte, sich an den mit der EU geschlossenen „Flüchtlingspakt“ zu halten. Das sagte der griechische Migrationsminister Jannis Mouzalas gegenüber der Zeitung „Bild“. „Wir brauchen in jedem Fall einen Plan B“, stellte er fest. Zuvor hatte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu erklärt, dass Ankara „vom Flüchtlingspakt Abstand nehmen müsse“, sollte sich Brüssel nicht an seinen Teil der Vereinbarung halten. Konkret geht es um die VISA-Liberalisierung für türkische Staatsbürger, die in die EU einreisen möchten. Zudem warf der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan der EU vor, dass Ankara die zugesagte finanzielle Unterstützung für die Beherbergung der Flüchtlinge noch nicht erhalten habe. Der Pakt sieht vor, dass die EU asylberechtige Flüchtlinge, die sich in der Türkei aufhalten, aufnimmt. Immigranten, die kein Recht auf Asyl haben, sollen demnach in der Türkei bleiben oder in ihre Herkunftsländer abgeschoben werden.
Gegenwärtig sind vor allem einige griechische Ägäis-Inseln, die sich in unmittelbarer Nähe zur türkischen Küste befinden, mit dem sich erneut abzeichnenden Ansturm von Menschen auf der Flucht überfordert. Am Dienstag ist Staatspräsident Prokopis Pavlopoulos mit dem Bürgermeister der Insel Chios Manolis Vournous in Kontakt getreten. Der Staatspräsident stellte fest, dass demnächst bis zu 400 Flüchtlinge in anderen Unterkünften auf dem Festland untergebracht würden. Schrittweise sollen auch die übrigen der Betroffenen umgesiedelt werden. In den Aufnahmelagern auf Chios leben derzeit 2.737 Flüchtlinge, darunter sind auch viele Familien. Die Kapazität der Aufnahmelager hat jedoch lediglich 1.100 Plätze. Landesweit halten sich 57.034 Flüchtlinge und irreguläre Immigranten in Hellas auf.
Elisa Hübel
Unser Foto entstand am 28. Juli und zeigt Flüchtlinge gemeinsam mit dem stellvertretenden Minister für Migrationspolitik Jannis Mouzalas bei der Eröffnung einer Ausstellung, die in der Athener Gemeinde Elliniko Werke von Flüchtlingen zeigt.