Das Massensterben auf dem Meer hat der Forderung nach einem Abbau des Grenzzauns zwischen Griechenland und der Türkei neue Nahrung gegeben. Die zwölf Kilometer lange Sperranlage war 2012 an einem Abschnitt nahe der türkischen Stadt Edirne gebaut worden, wo die Grenze nicht in der Mitte des Flusses Evros (türkisch Meriç) verläuft, sondern über Land.
Am Samstag kam es dort zu Zusammenstößen zwischen ungefähr 600 Demonstranten und starken Polizeikräften, die diese am Vordringen zum Zollamt von Kastanies hindern wollten, das in einem Sperrgebiet liegt. Die Polizei setzte Tränengas und Blendschockgranaten ein. Die Protestler waren aus Thessaloniki, Athen, aus der nahen Stadt Komotini und anderen Orten in Griechenland gekommen. Darunter waren auch Mitglieder der Parteijungend des regierenden Linksbündnisses SYRIZA. Letztere hatte am Freitag dazu aufgerufen, den Grenzzaun abzureißen, damit für die Flüchtlinge sicher nach Griechenland kommen können.
Am Sonntag erteilte Migrationsminister Jannis Mouzalas dieser Forderung in zwei Interviews eine deutliche Absage. Es gebe Fragen, die eine solche Lösung momentan nicht unbedingt geeignet erscheinen ließen, sagte Mouzalas gegenüber der Sonntagszeitung „To Vima“. Und in der Sonntagsausgabe der regierungsnahen Zeitung „Efimerida ton Syntakton“ sagte der Minister, dass die Forderung nach einem Abriss des Zaunes für die Regierung zwar akzeptabel sei und ideologisch in die richtige Richtung weise, dass aber „in der momentanen Situation die Voraussetzungen nicht gegeben sind, damit ein Abriss des Zaunes zu einem positiven Ergebnis führt“. Es sei im Gegenteil zu befürchten, dass sich dadurch die Probleme für die Flüchtlinge wie auch für Griechenland verschärfen würden. „Wir brauchen eine europäische Politik der gemeinsamen Verantwortung, die auch eine Verständigung mit der Türkei einschließt, damit der Flüchtlingsstrom normalisiert wird, und außerdem müssen die anderen Länder aufhören, Zäune zu bauen und ihre Grenzen auf- und zuzumachen“, fügte Mouzalas hinzu. (Griechenland Zeitung / ak)
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Unser Foto (© Eurokinissi) zeigt eine Kundgebung am Samstag in Kastanies am Evros. Die Teilnehmer forderten die Öffnung des Grenzzaunes, um den Flüchtlingen einen gefahrlosen Durchgang zu ermöglichen.