Nur drei Tage vor den Parlamentswahlen am 20. September gerät die faschistische Chryssi Aygi (CA) in den Brennpunkt der Öffentlichkeit. Obwohl zurzeit ein Prozess wegen des Verdachts der Bildung einer kriminellen Organisation gegen diese Partei durchgeführt wird, könnten die Neonazis – den Umfragen zufolge – abermals als drittstärkste Partei ins Parlament einziehen.
In einem Radiointerview für den privaten Sender „Real FM“, das der CA-Vorsitzende Nikos Michaloliakos am Donnerstag einem bekannten griechischen Journalisten gab, übernahm er die politische Verantwortung für die Ermordung des Musikers Pavlos Fyssas. Verantwortung im strafrechtlichen Sinne lehnte er hingegen ab.
Das Opfer stand der linken, antifaschistischen Szene nahe. Heute vor zwei Jahren, in der Nacht zum 18.9.2013, war der Musiker von einem Mitglied der CA in Keratsini, einen westlichen Arbeitervorort bei Athen, erstochen worden. Unterstützt wurde der Mörder bei seiner Tat von weiteren CA-Männern. Die Medien sprachen damals von einem „Auftragsmord“. Indirekt bestätigte Michaloliakos, dass diese Tat einen politischen Hintergrund hatte, indem er den Vorfall u. a. mit der Ermordung des Politikers Grigoris Lambrakis verglich. Dieser war 1961 von zwei Rechtsextremisten in Thessaloniki ermordet wurden.
Prompt reagierten die Vorsitzenden der anderen Parlamentsparteien auf diese Äußerungen. Alexis Tsipras, Vorsitzender des Bündnisses der Radikalen Linken (SYRIZA), die seit Ende Januar das Land regierten, stellte fest, dass sich jeder demokratisch gesinnte Bürger, der einen Rechtsstaat wünscht, über die Äußerungen des CA-Vorsitzenden „aufregt“. Der Vorsitzende der konservativen Nea Dimokratia (ND), Evangelos Meimarakis, sprach von einem „provokativen Geständnis, das mitten im Wahlkampf veröffentlicht wurde, um Wähler und Parteien zu terrorisieren“. Andere Parteien äußerten sich in die Richtung, dass der kriminelle Charakter der CA durch die Erklärungen von Michaloliakos erneut zum Vorschein gekommen sei. (Griechenland Zeitung / mp)