Der neue griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras beginnt heute, genau eine Woche seit seiner Regierungsübernahme, seine ersten offiziellen Auslandesreisen. Wie traditionell üblich führt ihn sein erster Besuch nach Zypern, mit dem Griechenland eng verbunden ist. Bereits am Montagmorgen ist Tsipras auf der Insel gelandet. Er traf sich zunächst mit dem Präsidenten der Republik Zypern Nikos Anastasiadis. Besprochen wurden die Entwicklungen in der Zypernfrage sowie wirtschaftliche Themen. Weiterhin wird sich Tsipras mit griechisch-zyprischen und türkisch-zyprischen Nichtregierungsorganisationen sowie mit dem Erzbischof Zyperns Chrisostomos treffen.
Der frisch gebackene Regierungschef wird am Dienstag von Zypern aus direkt nach Rom weiter fliegen. Anschließend geht die Reise weiter nach Brüssel und dann nach Paris. Oberstes Ziel Athens ist es, mit den europäischen Partnern Gespräche über die wirtschaftliche Lage in Griechenland zu führen und um Verständnis zu werben. Der Linkspolitiker Tsipras will das Spar- und Reformdiktat, das seine Vorgänger mit der Europäischen Kommission, der Europäischen Zentralbank und dem internationalen Währungsfonds geschnürt haben, beenden. Im Gegensatz zu den Befürchtungen, die es vor den Wahltermin am 25. Januar gegeben hat, versichert die neue griechische Regierung, tiefgreifende Reformen durchsetzen: Dazu zählt die Bekämpfung der in Griechenland zu beobachtenden Vetternwirtschaft sowie der Steuerflucht. Gegenüber dem Nachrichtenagentur Bloomberg stellte Tsipras fest, dass er keinen Konflikt anstrebe und dass sich Athen an seine Verpflichtungen halten werde. Niemals sei es das Ziel gewesen, einseitig vorzugehen.
Mit dem Ziel, eine neue Zusammenarbeit mit den internationalen Geldgebern zu forcieren, wird sich Tsipras am Dienstag mit seinem italienischen Amtskollegen Matteo Renzi in Rom treffen. In Brüssel stehen am Mittwoch Unterredungen mit dem Präsidenten der Europäischen Kommission Jean-Claude Juncker auf dem Programm. In Paris hat Tsipras schließlich eine Begegnung mit dem französischen Staatspräsidenten Francois Hollande. Ein Termin für offizielle Gespräche mit Berlin steht derzeit noch nicht fest, Griechenland hat aber bereits Gesprächsbereitschaft signalisiert, was auch für Berlin gilt. Dort sagte eine Sprecherin, dass man sich auf eine Besuch von Tsipras freue.
Mit Unterstützung kann die griechische Regierungskoalition der Linkspartei SYRIZA und der rechtspopulistischen ANEL inzwischen auch aus Washington rechnen. Der Pressesprecher des Weißen Hauses, Josh Earnest, konstatierte, dass die USA weiterhin mit Griechenland zusammenarbeiten werde, um die Finanzlage des Mittelmeerlandes zu verbessern. Unser Foto (Eurokinissi) zeigt Zypernpräsident Anastassiadis (r.) gemeinsam mit Tsipras am heutigen Montag bei der Begrüßung auf der seit 1974 geteilten Insel Zypern.
Elisa Hübel