Unmittelbar vor der zweiten Runde der Abstimmung über einen neuen Staatspräsidenten, die am Dienstag auf der Tagesordnung im Parlament steht, macht abermals ein Bestechungsgerücht die Runde.
Pavlos Chaikalis (s. Foto), Parlamentarier der rechtspopulistischen „Unabhängigen Griechen“ (ANEL), erklärte, dass man versucht habe, ihn mit Geld „zu kaufen“. Man habe ihm 700.000 Euro angeboten, damit er im Parlament für den Kandidaten für das Amt des Staatspräsidenten votiere. Chaikalis, von Beruf Schauspieler und seit 2012 im Parlament, erklärte auf einer Pressekonferenz, dass er dieses Angebot selbstverständlich abgelehnt habe. Außerdem habe er sich in dieser Sache an die Justiz gewandt. Er übergab zudem elektronisch aufgezeichnetes akustisches Material, womit dieser Bestechungsversuch dokumentiert werden soll.
Bei dem von Chaikalis benannten Mittelsmann, dem „aktiven Bestecher“, handelt es sich um Jorgos Apostolopouos, der sich u. a. als Bank- und Finanzberater einen Namen gemacht hat. Beraten hat er u.a. auch den Vorsitzenden der ANEL Panos Kammenos. Auch Chaikalis soll von diesen Ratschlägen profitiert haben und durch das Insiderwissen von Apostolpoulos finanzielle Gewinne erwirtschaftet haben, berichtete die griechische Presse. Apostolopouos wiederum gibt zu, dass es tatsächlich seine Stimme sei, die bei dem Audio-Mitschnitt zu hören ist. Seiner Ansicht nach sei dieses Material aber bearbeitet und geschnitten worden. Seine Version der Geschichte besagt, dass er dem Parlamentarier niemals Bestechungsgelder angeboten habe. Er habe ihn „lediglich reden lassen, um zu sehen, wie weit er geht“.
Es ist nicht das erste Mal, dass ein möglicher Bestechungsversuch in den griechischen Medien für Furore gesorgt hat. Ende November hatte die ANEL-Parlamentarierin Stavroula Xoulidou erklärt, dass ein arbeitsloser Mann aus dem nordwestgriechischen Epirus ihr viel Geld angeboten habe. Sie sprach von einer Summe von zwei bis drei Millionen Euro. Diese, so habe der Mann mitgeteilt, werde sie erhalten, wenn sie in der Volksvertretung für einen neuen Staatspräsidenten votieren würde. Doch auch dieser Fall war in der jüngeren Vergangenheit nicht der erste seiner Art. Bereits Ende Oktober wurden die Ermittler der Staatsanwaltschaft aktiv, allerdings mussten sie den Fall wegen „Mangels an Beweisen“ zu den Akten legen. Anlass für die damaligen Nachforschungen war eine Erklärung des Pressesprechers der größten griechischen Oppositionspartei SYRIZA (Bündnis der Radikalen Linken) Panos Skourletis. Er hatte festgestellt, dass griechische Unternehmer bereits Geld sammeln würden, damit Parlamentarier angesichts der Wahl des Staatspräsidenten „gekauft“ werden könnten. Als die Staatsanwaltschaft daraufhin Ermittlungen einleitete, machte Skourletis einen Rückzieher und gab zu Protokoll, dass er sich mit seiner Ansicht lediglich auf frühere Veröffentlichungen in der Presse bezogen habe.
(Griechenland Zeitung / eh, Foto: Eurokinissi, Archiv)