Probleme im Öffentlichen Nahverkehr
Für 24 Stunden verkehren heute keine blauen Stadtbusse und
Oberleitungsbusse. Auch bei der Athener Vorortbahn „Proastiakos",
die u. a. den Athener internationalen Flughafen „Eleftherios
Venizelos" bedient sowie bei der Eisenbahngesellschaft OSE wird auf
die Bremse getreten. Einzige Ausnahme bildet die Zahnradstrecke
zwischen Kalavryta und Diakopto auf der Peloponnes. Nach Fahrplan
verkehren zudem die Athener U-Bahn (Attiko Metro), die Elektrobahn
(ISAP) und die Straßenbahn (Tram). Dort waren die Angestellten in
der vorigen Woche mit einem Mobilmachungsbefehl zum Dienst
zwangsverpflichtet worden. Dennoch haben die betroffenen
Gewerkschafter heute um 10.30 Uhr an der Station der Elektrobahn
bei Piräus und um 12.00 Uhr am Athener Kotzia-Platz Kundgebungen
durchgeführt. Die Eisenbahner protestieren ihrerseits vor dem
zentralen Gebäude der OSE an der Karolou Straße in der
Hauptstadt.
Als Zeichen der Solidarität mit den Streikenden beim Nahverkehr
sowie gegen die Maßnahme der Zwangsrekrutierung führen heute die
Mitglieder der Stromgewerkschaft GENOP-DEI eine 24-stündige
Arbeitsniederlegung durch. Die GENOP ruft die Dachgewerkschaft des
Privatsektors GSEE dazu auf, sich an den Protestaktionen zu
beteiligen. Die Führung der GSEE hat aber noch nicht darauf
reagiert.
Schiffe bleiben fest vertäut in den Häfen
Die Gewerkschaft der Seemänner (PNO) legt sowohl am heutigen
Donnerstag als auch am morgigen Freitag ihre Arbeit nieder. Es
handle sich um einen „Warnstreik", hieß es. Die Seeleute kämpfen
vor allem gegen Veränderungen im Arbeits- sowie im
Versicherungsrecht. Zudem weisen sie auf die hohe Arbeitslosigkeit
in ihrer Branche hin, die bei 27 % liegt. In vielen Fällen sei
bereits geleistete Arbeit nicht bezahlt worden, das betreffe die
Besatzungen von mindestens sieben Schiffen. Am Freitag will die PNO
über weitere Proteste beraten.
Krankenhäuser arbeiten nur mit Notfallpersonal
Von der heutigen Protestwelle ist auch der Gesundheitssektor
berührt. Hier kämpft man gegen die Zusammenlegung bzw. Schließung
von Krankenhäusern, gegen Entlassungen von Krankenhauspersonal.
Zudem wird die ausstehende Bezahlung von geleisteten Überstunden
gefordert. In Athen steht in den Krankenhäusern heute deshalb nur
Notfallpersonal zur Verfügung.
Heute Mittag führten die streikenden Ärzte und ihre Mitarbeiter
einen Protestmarsch vom Gesundheitsministerium bis vor das
Parlament durch. Daran beteiligen sich auch Ärzte aus Ierapetra auf
Kreta, die extra aus diesem Grund von ihrer südlichen
Mittelmeerinsel nach Athen gereist sind. Sie wollen die Schießung
ihres Krankenhauses verhindern. Auch die Ärzte, die mit der
Versicherungskasse der Freiberufler EOPYY zusammenarbeiten, legen
am Donnerstag und Freitag ihre Arbeit nieder. Sie sprachen von
einem Warnstreik. Die Kasse schuldet ihnen und zahlreichen
Gesundheitsdienstleistern etwa 300 Mio. Euro. Weitere mögliche
Protestaktionen sind für den 11. Februar angekündigt worden.
Proteste in weiteren Bereichen
Um den Angestellten die Beteiligung bei den Demonstrationen zu
erleichtern, hat die Dachgewerkschaft Öffentlicher Dienst (ADEDY)
ab 12.00 Uhr und bis Dienstende der Morgenschicht zu einer
Arbeitsniederlegung aufgerufen. Als Protestgrund werden die
„Veränderungen im öffentlichen Gesundheitssektor" und die
„Entlassungen von Staatsdienern durch die Maßnahme der
Arbeitsreserve" genannt. An der Arbeitsniederlegung beteiligen sich
auch Mitglieder der Gewerkschaft der Kommunalangestellten POE-OTA.
Die Angestellten der Werft von Elefsina, die seit Anfang voriger
Woche aufeinanderfolgende 24-stündige Streiks durchführen, haben
heute Morgen auf der alten Nationalstraße zwischen Athen und
Korinth mit Fahrzeugen eine Demonstration durchgeführt. Sie weisen
darauf hin, dass sie seit einem Jahr nicht mehr bezahlt wurden.
Auch die Bauern messen dieser Tage ihre Stärke mit der Regierung.
Sie kündigten an, demnächst Nationalstraßen, Zollämter und Häfen
mit ihren Traktoren zu besetzen.
Inzwischen ist auch noch ein Streik der Wärter von Archäologischen
Stätten zu befürchten. Sie machen darauf aufmerksam, dass ihnen
seit drei Monaten weder Sonntags- noch Feiertagsarbeit bezahlt
wurde. Sollte sich das nicht ändern, würden sie an Sonn- und
Feiertagen nicht mehr zur Arbeit erscheinen, hieß es. (Griechenland
Zeitung / eh, Foto: Eurokinissi)