Seinen ersten offiziellen Auslandsbesuch hat am Montag der am 24. Februar gewählte neue Zypernpräsident Nikos Anastasiadis (Foto: links) absolviert. Wie traditionell üblich war sein erstes Reiseziel Athen. Mit Ministerpräsident Antonis Samaras (r.) erörterte er die Finanz- und Wirtschaftskrise, die beide Länder hart getroffen hat. Weitere Gesprächsthemen waren die Nutzung der ausschließlichen Wirtschaftszone sowie die Lösung der Zypernfrage.
Eng verbundene Finanzen
Samaras hob
während einer gemeinsamen Pressekonferenz hervor, dass es der
gemeinsame Wunsch beider Länder sei, die bilaterale Koordination zu
stärken. „Wir haben eine brüderliche Beziehung zu Zypern", stellte
er fest. Zudem verwies er darauf, dass die griechischen Exporte
nach Zypern die Marke von einer Milliarde Euro übersteigen.
Außerdem würden 27 % der griechischen Auslandsinvestitionen auf
Zypern getätigt. Anastasiadis vertrat seinerseits die Auffassung,
dass die Krise auch eine neue Chance für beide Länder sei.
Bei Samaras bedankte er sich für die „permanente Freundschaft und
die griechische Unterstützung". Auch beim bevorstehenden
EU-Gipfeltreffen am Donnerstag und Freitag dieser Woche wollen sich
die beiden Staatsoberhäupter stärker gegenseitig unterstützen.
Nikosia braucht 2,5 Milliarden Euro, um seine Schulden tragfähig zu
gestalten. Als Griechenland vor etwa einem Jahr einen
Schuldenschnitt durchgeführt hatte, haben zyprische Banken 4,5
Milliarden Euro griechischer Schulden abstreichen müssen. Als
Resultat dazu mussten sie staatliche Hilfe beanspruchen – die
Inselrepublik wurde in den Strudel der Finanz- und Wirtschaftskrise
hineingezogen.
Historische
Freundschaft
Anastasiadis hat sich in Athen auch
mit Staatspräsident Karolos Papoulias getroffen. Letzterer
versicherte: „Die Zypernfrage hat für uns nationale Priorität." Der
Norden der Insel ist seit 1974 von türkischen Streitkräften
besetzt. Das griechischsprachige Südzypern genießt seither die
uneingeschränkte Unterstützung Griechenlands. Weiterhin hatte
Anastasiadis am Montag auch Unterredungen mit den übrigen im
Parlament vertretenen Parteichefs; ausgeklammert war die
faschistische Partei „Chryssi Avgi". In einem Interview gegenüber
der griechischen Nachrichtenagentur APE stellte er fest: „Zu diesem
Zeitpunkt braucht Zypern die Erfahrungen Griechenlands in Punkto
Verhandlungen wie auch bei der Durchsetzung des Spar- und
Konsolidierungsprogramms." Am Sonntagabend hatte sich bereits der
zyprische Finanzminister Michalis Sarris mit seinem griechischen
Amtskollegen Jannis Stournaras getroffen. Hauptgesprächsthemen
waren dabei das zyprische Memorandum und der Kapitalbedarf der
zyprischen Banken, die in Griechenland eine starke Präsenz haben.
Am Samstagmittag hatte Anastasiadis ein Telefongespräch mit der
deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die Unterredung sei in
einem positiven Klima verlaufen. Besprochen worden sei auch hierbei
das Memorandum. (Griechenland Zeitung / eh, Foto:
Eurokinissi)