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Politisch engagierte Werke eines kritischen Zeitgenossen Tagesthema

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Foto (© ek): Costa-Gavras zusammen mit dem Schriftsteller Vassilis Vassilikos, dessen Buch „Z“  die Vorlage für den erfolgreichen, gleichnamigen Film lieferte. Foto (© ek): Costa-Gavras zusammen mit dem Schriftsteller Vassilis Vassilikos, dessen Buch „Z“ die Vorlage für den erfolgreichen, gleichnamigen Film lieferte.

Im Rahmen des 75. Filmfestivals von Locarno wurde der bekannte Filmregisseur Costa-Gavras (internat. für: Kostas Gavras / Κώστας Γαβράς) vor der prächtigen Kulisse der Piazza Grande mit einem Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet.


Seit mittlerweile fast 60 Jahren bereichert Costa-Gavras das internationale Kino mit vielfach politisch engagierten Werken, in denen er sich nicht selten kritisch mit dem auch staatlichen Missbrauch von Macht auseinandersetzt und die entsprechenden Umstände anprangert. Seine Filme stoßen in vielen Ländern der Welt immer wieder auf ein begeistertes Echo, und so mancher von ihnen ist längst in den Rang eines Klassikers aufgestiegen. Das gilt nicht zuletzt auch für den Film „Z“ aus dem Jahr 1969.

Bahnbrechender Erfolg

Costa-Gavras wurde 1933 in der arkadischen Ortschaft Loutra Iraias auf der Peloponnes geboren. 1945 ging die Familie nach Athen, wo der Vater aufgrund seiner Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei während des Bürgerkriegs jedoch inhaftiert wurde. Für Costa-Gavras war ein Studium in Griechenland vor diesem Hintergrund ausgeschlossen, sodass er sich 1951 an der Pariser Sorbonne für Literaturwissenschaften einschrieb. 1956 wechselte er an die renommierte Filmhochschule IDHEC, an der er schließlich auch seinen Abschluss machte. 1965 trat Costa-Gavras dann mit seinem Erstling, dem in der Tradition des Film noir stehenden Kriminalfilm „Mord im Fahrpreis inbegriffen“ an die Öffentlichkeit. Bereits vier Jahre später brachte er „Z“ (von gr. „ζει“, dt.: „er lebt“) in die Kinos, mit der Musik von Mikis Theodorakis einer seiner bahnbrechendsten und wegweisendsten Erfolge. In Form eines Politthrillers widmet er sich der 1963 erfolgten Ermordung des linken Parlamentariers Grigoris Lambrakis, für die extrem rechtsnational orientierte Kräfte in politisch-militärischen Kreisen Griechenlands verantwortlich waren. Der mit zwei Oscars ausgezeichnete Film war zugleich ein unmissverständliches Statement gegen die seit 1967 regierende Militärjunta in Athen.

„Erwachsene im Raum“

Mit „Z“ begründete Costa-Gavras letztlich eine Tradition, in die er sich selbst in der Folge immer wieder stellen sollte, so auch mit Filmen zu von den USA gestützten Militärdiktaturen in Südamerika („Der unsichtbare Aufstand“, „Vermisst“). Auf recht vielschichtige Weise näherte er sich auch der europäischen Judenverfolgung unter dem deutschen Vernichtungsregime. Bereits 1989 erschien „Music Box – Die ganze Wahrheit“, 2002 hatte dann der „Der Stellvertreter“ Premiere in Berlin, der Rolf Hochhuths gleichnamiges Schauspiel in das Medium Film umsetzte. Seiner kritischen Sicht auf die Politik, ihrer Macher und den von diesen verursachten Folgen ist Costa-Gavras bis heute treu geblieben. So wurde 2019 in Venedig auch erstmals sein Film „Adults in the Room“ (gr.: „Ενήλικοι στην αίθουσα“/Eníliki stin éthousa, dt.: „Erwachsene im Raum“) gezeigt, der mit Blick auf die griechische Wirtschaftskrise auf dem 2017 erschienenen Buch „Die ganze Geschichte. Meine Auseinandersetzung mit Europas Establishment“ des ehemaligen griechischen Finanzministers Janis Varoufakis basiert. Man darf neugierig sein, welchem Thema sich Costa-Gavras als nächstem zuwendet – spannend wird’s allemal werden.

(Griechenland Zeitung / Jens Rohmann)

 

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