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Ältestes griechisches Auto aus Keller geborgen Tagesthema

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Schnittig: das erste Auto „Made in Greece“ (Foto: Aris Galanopoulos; Kathimerini) Schnittig: das erste Auto „Made in Greece“ (Foto: Aris Galanopoulos; Kathimerini)

Dass in Griechenland früher Autos gebaut wurden, mag bekannt sein. Besonders beliebt war beispielsweise in den Siebzigerjahren der „Pony“, ein Kleingeländewagen auf Citroen-Basis. Auch gab es ab den Fünfzigern eine florierende Karosseriebauindustrie, die vor allem Linienbusse auf importierte Chassis montierte.

Das alles mag in einem Land, das in der Nachkriegszeit eine Industrialisierungswelle durchmachte, wenig erstaunen. Erstaunlich ist aber das Datum, an dem der griechische Automobilbau begann: Laut einer Reportage der Tageszeitung „Kathimerini“ vom  wurde das erste griechische Auto 1908 zusammengebaut – nur gut zwei Jahrzehnte Jahre nach dem Benz-Patentmotorwagen, der die moderne Automobilgeschichte einläutete. Laut dem Standardwerk zur griechischen Industriegeschichte „Made in Greece“ von Lambros S. Skartsis and Georgios A. Avramidis (Patras 2003) baute Theologos seinen Wagen jedoch erst um 1918. Aber auch wenn er rund zehn Jahre später gebaut wurde, bleibt der kleine Zweisitzer vermutlich der erste in Griechenland gebaute Pkw.

Griechenland war ein kleines Agrarland ohne feste Straßen, in dem vielleicht zwei Dutzend Automobile verkehrten, als Nikos Theologos aus den USA in die Heimat zurückkehrte. In Amerika war Theologos Mitarbeiter von Henry Ford gewesen, und so beschloss er  im heutigen Athener Stadtteil Metaxourgio eine Autoschlosserei zu gründen, wo er einen ersten Prototyp anfertigte. Der kleine Sportwagen, so die Reportage in „Kathimerini“, verwendete den 550-Kubikzentimeter-Motor und das Getriebe eines britischen BSA-Motorrades. Das Fahrgestell und die Verkleidung waren aus Eisen, die tragende Struktur für den Aufbau aus Kastanienholz. Technische Daten: 4 PS Leistung, Höchstgeschwindigkeit 10 km/h. Theologos schrieb Ford von seinem erfolgreichen Autobau, so der Bericht weiter. Dieser habe ihn beauftragt, mit den Fordwerken in Italien zusammenzuarbeiten und von dort Teile zu beziehen, sodass der Prototyp ein Unikat blieb. Dieses überdauerte die Zeiten offenbar in Familienbesitz, denn der Enkel des Autobauers, der ebenfalls Nikos Theologos heißt, holte die Teile aus dem Keller und baute den Wagen mit Hilfe eines Tischlers, eines Sammlers von Motorrädern und eines Journalisten wieder zusammen. „Ich bin der Meinung, dass dieses Fahrzeug einzigartig und Teil der griechischen Geschichte und Kultur ist“, so der Architekt. „Ich glaube, dass ein solches Objekt nicht in Teilen im Keller eines Hauses liegen darf, sondern dort sein sollte, wo alle es bewundern können.“ Wann das der Fall sein wird, wusste allerdings auch Theologos nicht zu sagen. Vielleicht interessiert sich ja das Hellenic Motor Museum nahe dem Victoria-Platz für das einzigartige Stück. (GZak)

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