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Der Fall des Ikarus

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Foto (© Eurokinissi) Foto (© Eurokinissi)

Zenith und Nadir lagen bei keinem anderen zeitgenössischen Griechen so dramatisch weit auseinander wie bei Akis Tsochatzopoulos. Der in der vorigen Woche verstorbene Politiker wäre vor 25 Jahren um ein Haar Premierminister geworden. Seinen Lebensabend verbrachte er aber nicht als ein Elder Statesman, sondern zum großen Teil im Gefängnis, als verurteilter Empfänger von Schmiergeldern im Zusammenhang mit Rüstungsaufträgen.

Von Reue war bei ihm nicht viel zu spüren. Tsochatzopoulos, der nun mit 82 Jahren einem Herzanfall erlag, betrachtete sich als Sündenbock, der den Kopf hinhalten musste für eine gesamte diskreditierte politische Klasse, die Griechenland in den Bankrott geführt hatte. So eigennützig und unredlich seine Interpretation war, ganz absurd und von der Hand zu weisen war sie nicht. Waren die Schmiergelder, die Tsochatzopoulos während seiner Amtszeit erhielt, einzig und allein die Früchte seiner persönlichen Korruption gewesen? Oder war es eher so, dass er in seiner Funktion als Verteidigungsminister an der Quelle eines ausgeklügelten Systems schwarzer Kassen stand, für welches auch andere Staatsmänner seiner Zeit Verantwortung mittragen sollten? Wie dem auch sei, Tsochatzopoulos gab eine sehr leichte Zielscheibe ab, und das hatte er keinem anderen zuzuschreiben als sich selbst. Als die Sparmaßnahmen Hunderttausende von Griechen in die Arbeitslosigkeit trieben, fragte sich die öffentliche Meinung erst recht, wie sich der Sohn eines Busfahrers aus Thessaloniki eine aufwändige Hochzeitsfeier in einem der feinsten Pariser Hotels leisten konnte und obendrein noch eine noble Traumwohnung am Fuße der Akropolis. Sein Leben hatte im Prinzip mehrfach eine scharfe Kehrtwende genommen. Zunächst kämpfte er – wie viele andere Griechen auch – vom Ausland aus gegen die Junta, doch später versuchte er, sein Schäfchen ins Trockene zu bringen, wie man so schön sagt. Und dann kam der Absturz. Tsochatzopoulos hatte 15 Jahre in Deutschland gelebt und studiert, wo er sich 1968 dem späteren sozialistischen Premierminister Andreas Papandreou anschloss. Leute wie er wollten aus Griechenland ein faireres und freizügigeres Land machen. Als ihnen das gelang, vergriffen sich einige aber am Volk, dem sie dienten.

Dimos Chatzichristou

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