Es wurde bislang wenig in der Öffentlichkeit beachtet, wie gut Griechenland mit Recep Tayyip Erdogan als Premierminister (und nun Präsidenten) der Türkei bislang eigentlich gefahren ist. Die früheren, laizistischen, von den Generälen geleiteten Regierungen des Nachbarlandes verhielten sich Athen gegenüber in der Regel viel aggressiver.
Eine Regierungschefin wie Tansu Ciller oder ein Mesut Yilmaz hätten es wohl kaum versäumt, das von der Finanzkrise geschwächte Griechenland in der Ägäis unter Druck zu setzen.
Könnte sich das aber bald ändern? Griechenland, Zypern und Ägypten kamen sich mit dem Treffen ihrer drei Regierungschefs in Kairo vergangene Woche näher. Für Athen und Nikosia geht es darum, im Streit über die Öl- und Erdgasvorräte im östlichen Mittelmeer einen Verbündeten gegen Ankara zu finden. Die drei Länder wollen ihre ausschließlichen Wirtschaftszonen in diesem Gebiet aufteilen, wenn nötig ohne Zustimmung der Türkei, die sich querlegt oder überzogene Forderungen stellt.
Es geht in erster Linie um Zypern, das als erstes vorpreschte und mit Geschick und Können seine Vorräte ortete und nun fördern will, ohne sich dabei einem türkischen Diktat unterwerfen zu wollen. Griechenland tut gut daran, sich auf die Seite Nikosias zu stellen. Auch unter den griechischen Gewässern werden Vorräte an fossilen Brennstoffen vermutet. Athen hätte das daraus zu erwirtschaftende Geld bitter nötig. Zyperns Förderung ist eine gute Gelegenheit für Griechenland, dieses komplizierte Thema anzupacken und mit der Türkei zu einer vernünftigen Lösung zu kommen, wer wo und wann nach Erdöl und Erdgas suchen darf.
Es ist die richtige Taktik, mit dem Dreier-Gipfel von Kairo Ankara erst einmal vor den Kopf zu stoßen. Am Ende muss man aber auch die Bereitschaft haben, zu einem Kompromiss zu gelangen – und man muss diesen dann auch vor der eigenen Öffentlichkeit verteidigen. Doch in Sachen Erdöl und Erdgas wird Ankara stets mehr verlangen, als die öffentliche Meinung in Griechenland zu geben bereit sein wird.
Dimos Chatzichristou