Am Montag wurde in Griechenland der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz und der Opfer des Holocausts gedacht. In Athen haben Vertreter der Politik und griechischer Judengemeinden sowie zahlreiche Botschafter einen Kranz am Holocaustdenkmal im Stadtteil Thission nieder gelegt. Die Sängerin Maria Farantouri interpretierte dazu die Ballade „Mauthausen" von Mikis Theodorakis mit den Texten von Iakovos Kambanelis. Am Nachmittag hat im hauptstädtischen Pallas-Theater eine antirassistische Veranstaltung stattgefunden. Anwesend waren u. a. auch Überlebende aus Konzentrationslagern.
Deutscher Staatsminister in Thessaloniki
In
Thessaloniki wurde am Denkmal der ermordeten griechischen Juden des
Holocaust gedacht. Anwesend war hier auch der Staatsminister für
Europa im Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland, Michael
Roth (siehe Foto). In seiner Rede sagte er u. a., dieser Tag sei
ein Tag der Trauer für die jüdische Gemeinschaft in Thessaloniki.
„Vor 71 Jahren wurden aus dieser Stadt tausende von Juden von den
deutschen Besatzern in Vernichtungslager deportiert und dort bis
auf wenige Überlebende grausam ermordet. Wir trauern heute um die
48.000 Opfer des Holocaust aus Thessaloniki – unschuldige Männer,
Frauen und Kinder." Das Unrecht, das hier begangen wurde, so Roth,
sei „unbegreifbar". Die Stadt habe 1943 nicht nur unzählige ihrer
Bürgerinnen und Bürger verloren, auch ihr einzigartiges jüdisches
Leben – sei es in der Kultur, Wissenschaft oder Wirtschaft. Er
fügte hinzu, dass sich das heutige Deutschland zu den Verbrechen an
der jüdischen und nichtjüdischen Bevölkerung Griechenlands bekenne.
Man müsse auch künftig achtsam bleiben. „Denn Antisemitismus,
Fremdenhass und Homophobie sind mitnichten Probleme von gestern,
sie machen sich auch heute noch in unseren Gesellschaften breit.
Wir dürfen nicht wegschauen, wenn Menschen wegen ihrer Religion,
Hautfarbe oder sexuellen Orientierung diskriminiert werden. Und wir
dürfen auch nicht zulassen, dass junge Menschen im Schatten der
Krise in die Radikalität abdriften, weil sie für ihre Zukunft keine
Perspektiven mehr sehen". Roth versprach weiterhin, dass die
deutsche Bundesregierung Unterstützung leisten werde, um das
jüdische Leben in Thessaloniki „zu stärken und weiter zu
entwickeln".
Ausgrenzung neonazistischen Gedankenguts
In
Auschwitz wurden während des II. Weltkrieges zwischen 60.000 bis
70.000 Juden aus ganz Griechenland getötet, wobei die meisten aus
Thessaloniki kamen. Überlebt haben höchstens 10.000. Diese
Ereignisse wurden am Montag von der gesamten politischen Führung
Griechenlands verurteilt. Dabei kamen zum Teil auch rassistische
Aktivitäten der neofaschistischen Chryssi Avgi zur Sprache, die
u.a. den Holocaust leugnet. Ministerpräsident Antonis Samaras sagte
in Brüssel: „Heute, 70 Jahre nach den Gewaltakten des Genozids und
des Holocaust, haben wir es geschafft, diese schrecklichen
Alpträume in eine helle Vision und diese Vision in die Realität zu
verwandeln: die Europäische Union, Europa das sich als Meister des
Respekts vor der Freiheit, der demokratischen Rechte und der
Achtung der Menschen erwiesen hat." Vizeregierungschef Evangelos
Venizelos zeigte sich überzeugt, dass die griechische Gesellschaft
neonazistisches Gedankengut ausgrenzen werde.
(Griechenland Zeitung / eh, Foto: Eurokinissi. Diese
Aufnahme zeigt Roth während eines Treffens mit dem Staatssekretär
im griechischen Außenministerium, Dimitris Kourkoulas, im Dezember
2013.)