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Griechische Polizei geht gegen Hausbesetzer-Szene vor Tagesthema

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Griechische Polizei geht gegen Hausbesetzer-Szene vor
Griechenlands Polizei führt seit Mittwoch mehrere Räumungen von besetzten Gebäuden durch. Es kommt zu Solidaritätsaktionen mit den Hausbesetzern und verbalen Auseinandersetzungen zwischen der Regierung und des Linksbündnisses Syriza. In Athen findet heute eine Großrazzia der Polizei statt. Ziel ist die Räumung von Gebäuden, die vorwiegend von Autonomen besetzt wurden. Auslöser für die Aktion war am Mittwoch der Versuch von etwa 100 Autonomen, ein bereits am 20.
tonomen, ein bereits am 20. Dezember geräumtes Gebäude erneut zu besetzten. Während des darauffolgenden Polizeieinsatzes wurden etwa 100 Personen festgenommen. Prompt kam es zu mehreren Solidaritätskundgebungen in Athen und anderen großen Städten. Das zentrale Büro der Demokratischen Linken (Dimar), die gemeinsam mit ND und Pasok die Regierung trägt, wurde daraufhin aus Protest gegen den Polizeieinsatz besetzt. Vor allem aus dem Lager der radikalen Linken wird diese Partei dafür kritisiert, dass sie die Regierung unterstützt. In den nächsten Tagen haben Hausbesetzer und Sympathisanten der Szene zu Kundgebungen aufgerufen. Höhepunkt soll ein Solidaritätsmarsch am Samstagmittag in Athen sein.
 
Historische Gebäude
Insgesamt sind in Griechenland dutzende Gebäude fest in der Hand von Besetzern. In vielen Fällen ist sich die Polizei aber nicht im klarem, ob sich darin autonome Kräfte mit politischer Orientierung oder einfach nur Obdachlose aufhalten, die Unterschlupf vor der winterlichen Kälte suchen.
Im Mittelpunkt der Räumungen steht ein Gebäude, das als „Villa Amalias“ bekannt wurde. Es befindet sich bereits seit den 90er Jahren fest in den Händen aus der Anarcho-Szene. Das Haus wurde im Jahr 1862 gebaut und diente früher als Jungenschule. Einer der berühmtesten Schüler war der Regisseur Theo Angelopoulos, der im vorigen Jahr durch einen tragischen Unfall bei Dreharbeiten ums Leben kam. Beim zweiten geräumten Gebäude handelt es sich um die sogenannte „Villa Skaramanga“ aus dem Jahr 1925. Hier hat einige Jahre auch die berühmte Opernsängerin Maria Kallas gewohnt.
Aus Angst, dass in Athen weitere Räumungen stattfinden könnten, kam es am Mittwoch zu kleineren Tumulten im traditionellen Studenten- und Intellektuellenstadteil Exarchia, der u.a. auch für seine Anarcho-Szene bekannt ist.

Verbaler Zündstoff
Die Regierung wolle durch solche Aktionen klarstellen: „das diese Situation der Gesetzlosigkeit nicht länger geduldet werden“, heißt es in einer Erklärung. Es kam zu verbalen Auseinandersetzungen zwischen den Regierungsparteien und der größten Oppositionspartei, dem Bündnis der Radikalen Linken (Syriza). Die Regierung wirft den Linken vor, die Besetzer sowie „Taten der Gewalt und Gesetzlosigkeit“ zu unterstützen. Die Villa Amalias stünde unter dem Schutz von Syriza, kritisierte Regierungssprecher Simos Kedikoglou. Das Linksbündnis geht zu den Besetzern zwar auf Abstand, wirft der Regierung aber vor, von der Tagespolitik ablenken zu wollen. Bereits am Freitag soll ein neues Steuergesetz im Parlament verabschiedet werden, das in der Praxis die verfügbaren Einkommen der meisten Bürger weiter beschneiden wird.
Durch das Vorgehen der Polizei würden „neue Probleme verursacht“, befürchtet zudem Syriza. Letztendlich hat aber auch die  Äußerung des Syriza-Parlamentariers Evangelos Diamantopoulos, der die Besetzung in der Villa Amalias als „echte Kulturzentren“ bezeichnet hatte, für verbalen Zündstoff gesorgt. In den Räumlichkeiten der beiden besetzten Gebäude wurden u. a. sehr viele leere Flaschen, Gasmasken, Sturmhauben, Motorradhelme, Messer, Holzpfosten sowie Kisten mit Steinen und Bruchstücken aus Marmor sichergestellt. Es handelt sich dabei um Materialien und Objekte, wie sie oft am Rande von friedlichen Kundgebungen eingesetzt werden. Immer wieder sind im Umfeld von Demonstrationen vor allem in Athen, aber auch in Thessaloniki, Scharmützel zwischen gewaltbereiten Chaoten und der Bereitschaftspolizei zu beobachten. Die Regierung hegt den Verdacht, dass ein Teil der Besatzer weitere illegale Aktionen im Auge habe. (Griechenland Zeitung / eh, Foto: Eurokinissi)

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