Historische Gebäude
Insgesamt sind in Griechenland dutzende Gebäude fest in der Hand von Besetzern. In vielen Fällen ist sich die Polizei aber nicht im klarem, ob sich darin autonome Kräfte mit politischer Orientierung oder einfach nur Obdachlose aufhalten, die Unterschlupf vor der winterlichen Kälte suchen.
Im Mittelpunkt der Räumungen steht ein Gebäude, das als „Villa Amalias“ bekannt wurde. Es befindet sich bereits seit den 90er Jahren fest in den Händen aus der Anarcho-Szene. Das Haus wurde im Jahr 1862 gebaut und diente früher als Jungenschule. Einer der berühmtesten Schüler war der Regisseur Theo Angelopoulos, der im vorigen Jahr durch einen tragischen Unfall bei Dreharbeiten ums Leben kam. Beim zweiten geräumten Gebäude handelt es sich um die sogenannte „Villa Skaramanga“ aus dem Jahr 1925. Hier hat einige Jahre auch die berühmte Opernsängerin Maria Kallas gewohnt.
Aus Angst, dass in Athen weitere Räumungen stattfinden könnten, kam es am Mittwoch zu kleineren Tumulten im traditionellen Studenten- und Intellektuellenstadteil Exarchia, der u.a. auch für seine Anarcho-Szene bekannt ist.
Verbaler Zündstoff
Die Regierung wolle durch
solche Aktionen klarstellen: „das diese Situation der
Gesetzlosigkeit nicht länger geduldet werden“, heißt es in einer
Erklärung. Es kam zu verbalen Auseinandersetzungen zwischen den
Regierungsparteien und der größten Oppositionspartei, dem Bündnis
der Radikalen Linken (Syriza). Die Regierung wirft den Linken vor,
die Besetzer sowie „Taten der Gewalt und Gesetzlosigkeit“ zu
unterstützen. Die Villa Amalias stünde unter dem Schutz von Syriza,
kritisierte Regierungssprecher Simos Kedikoglou. Das Linksbündnis
geht zu den Besetzern zwar auf Abstand, wirft der Regierung aber
vor, von der Tagespolitik ablenken zu wollen. Bereits am Freitag
soll ein neues Steuergesetz im Parlament verabschiedet werden, das
in der Praxis die verfügbaren Einkommen der meisten Bürger weiter
beschneiden wird.
Durch das Vorgehen der Polizei würden „neue Probleme verursacht“,
befürchtet zudem Syriza. Letztendlich hat aber auch die
Äußerung des Syriza-Parlamentariers Evangelos Diamantopoulos, der
die Besetzung in der Villa Amalias als „echte Kulturzentren“
bezeichnet hatte, für verbalen Zündstoff gesorgt. In den
Räumlichkeiten der beiden besetzten Gebäude wurden u. a. sehr viele
leere Flaschen, Gasmasken, Sturmhauben, Motorradhelme, Messer,
Holzpfosten sowie Kisten mit Steinen und Bruchstücken aus Marmor
sichergestellt. Es handelt sich dabei um Materialien und Objekte,
wie sie oft am Rande von friedlichen Kundgebungen eingesetzt
werden. Immer wieder sind im Umfeld von Demonstrationen vor allem
in Athen, aber auch in Thessaloniki, Scharmützel zwischen
gewaltbereiten Chaoten und der Bereitschaftspolizei zu beobachten.
Die Regierung hegt den Verdacht, dass ein Teil der Besatzer weitere
illegale Aktionen im Auge habe. (Griechenland Zeitung / eh, Foto:
Eurokinissi)