Amelie Haag (19) aus Göppingen und Rosalie Grace Buuck (19) aus Essen verbringen derzeit im UNESCO-Geopark Grevena-Kozani im Norden Griechenlands ein Freiwilliges Soziales Jahr. Die GZ sprach mit ihnen, weshalb sie nach Griechenland kamen und über ihre Erfahrungen mit Land und Leuten.
In der malerischen Region Westmakedonien im nördlichen Griechenland befindet sich der UNESCO-Geopark Grevena-Kozani. Auf der Webseite dieses Parks heißt es: „Ein Gebiet mit einem unverwechselbaren geologischen Erbe und einer beeindruckenden Anzahl an Geostandorten, die für ihre Seltenheit, ihren wissenschaftlichen und pädagogischen Wert und ihre atemberaubende Schönheit bekannt sind.“
Zwischen Natur und Geologie
Der etwa 2.500 Quadratkilometer große Geopark Grevena-Kozani wurde 2021 von der UNESCO in ihr internationales Netzwerk aufgenommen und gehört neben den Global Geoparks zum Weltkulturerbe. Steile Berge, tiefe Schluchten, darunter auch das Portitsa-Tal mit einer beeindruckenden Brücke lassen sich in diesem Park erkunden. Insgesamt, so erfahren ich, gibt es 20 verschiedene „Geowunder“ zu bestaunen. Ein lohnenswertes Reiseziel, denn es verbindet eine Milliarden Jahre Erdgeschichte. Berühmt ist die Region nicht zuletzt für die hier gefundenen Fossilien und sie trägt mit zahlreichen Informationen zur Theorie der Plattentektonik bei.
Die Portitsa-Brücke im Geopark Grevena. (Foto: Rosalie Buuck)
Abenteuer mit ungewissem Ziel
Als Amelie Haag (19) aus Göppingen und Rosalie Grace Buuck (19) aus Essen sich in Deutschland für ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bewarben, wussten sie nicht, dass sie nach Grevena kommen würden. „Wir beide haben schon seit der Schulzeit die Idee, einmal ins Ausland zu gehen – neue Erfahrungen zu sammeln und neue Kulturen kennenzulernen“, sagt Haag. Somit haben sich die beiden jungen Frauen für einen „Naturfreiwilligendienst“ der Deutschen UNESCO-Kommission im Rahmen des Programms „kulturweit“ beworben – zunächst aber für den Kontinent Afrika und nicht für Nordgriechenland. „Ich habe noch nie von dem Ort Grevena gehört“, sagt Buuck. Man bekomme nur ein Angebot für eine bestimmte Einsatzstelle und „es war unklar, ob man überhaupt ein Angebot bekommt“, erzählt sie weiter. Am Anfang sei sie mit dem Angebot, nach Grevena zu kommen, etwas verunsichert gewesen, schließlich träumten beide von Afrika und vielleicht von einem Abendteuer auf einer Safari und am Kilimandscharo – Griechenland sei dann aber doch „etwas anderes als Afrika, und in diese Region kommt man gewöhnlich nicht“, so ihre erste Reaktion: „Es handelt sich um eine Ecke Europas, die man nicht so spezifisch im Blick hat“ – „was sehr schade ist“, ergänzt ihre Kollegin Haag.
Gemeinsam mit Geologiestudenten aus Patras, die eine Exkursion im Geopark machten, erkundigten Amelie Haag und Rosalie Buuck aus einer anderen Perspektive und lernten neues Wissen dazu. (Foto: Amelie Haag)
Der Alltag in Grevena
Die Überraschung über den Ort Grevena stellte sich als Glücksfall heraus. Nach einem Vorbereitungsseminar in Berlin mit vielen anderen Freiwilligen ging es für die beiden nach Grevena. In dieser kleinen Stadt mit rund 25.000 Einwohnern seien die beiden „gut integriert“ worden, berichten sie gegenüber der Griechenland Zeitung. „Weil die Leute so offen sind“, konkretisiert Haag. Auch ihre Hobbys hätten sie mit in die nordgriechische Stadt gebracht: So spielt Haag Querflöte und Buuck nimmt Klavierstunden an der Musikschule vor Ort. Ein Problem sei allerdings hin und wieder die Sprachbarriere. „Die Leute sprechen hier so unfassbar schnell“, sagt Buuck mit einem Lächeln. Allerdings versuche man auch hier etwas Abhilfe zu schaffen: Pflichtgemäß sieht das Freiwilligenjahr den Besuch eines Sprachkurses vor. Haag fügt hinzu, dass ihnen ihre Sprachlehrerin neben den Sitzungen auch sehr nützliche Tipps gebe, zum Beispiel, welche Restaurants zum Essen oder Trinken besonders zu empfehlen seien. Das Erlernen der Sprache zahlt sich aus: Inzwischen können beide im Restaurant etwas bestellen oder auch mal nach dem Wetterbericht fragen.
Und wie steht es mit der Unterbringung? Die beiden jungen FSJlerinnen leben gemeinsam in einer Wohngemeinschaft und durch ihre Vermieter werden sie ebenfalls gut in den Ort integriert: „Unsere Vermieter sind ein älteres Ehepaar, die ein typisch griechisches Café im Ort führen“, sagt Haag. Hin und wieder schauen die beiden in diesem traditionellen „Kafenion“ vorbei. „Viele Menschen in Grevena können auch etwas Deutsch sprechen, weil sie früher mal in Deutschland gearbeitet haben“, fügt Haag hinzu. „Sie freuen sich regelrecht, ihre Deutschkenntnisse im Gespräch mit uns etwas aufzufrischen!“ – Buuck fügt hinzu: „Auch wir profitieren ordentlich, denn wir lernen viel über die griechische Kultur.“
Weihnachten fern der Heimat
Über die Weihnachtstage bleiben die beiden Freiwilligen nicht in Deutschland, sondern in Grevena. „Weihnachten verbinde ich sehr mit Familie, es fühlt sich etwas komisch an, hier zu sein“, sagt Haag. Obwohl sie ihre Familien vermissen, haben sie sich aus freien Stücken dazu entschieden, Weihnachten in einer neuen Kultur zu erleben. Die Cafés im Ort seien gemütlich eingerichtet, sagt Haag. Die Stadt sei „süß geschmückt“ mit Lichterketten, fügt Buuck hinzu: „Der Flair ist auf jeden Fall vorhanden.“ Und sie hoffen auf Schnee. Silvester und Neujahr wollen die beiden mit anderen Freiwilligen in Thessaloniki verbringen.
Social Media für den Naturschutz
Und wie lange bleiben Sie noch in Grevena? Das Freiwillige Soziale Jahr endet bereits im Februar, bedauern die beiden. Ihr Auftrag während dieser Zeit ist es, die Social-Media-Präsenz des Geoparks zu betreuen. Sehr schön wäre es, wenn mehr Touristen in diese fantastische Gegend kommen würden, meint Buuck. Auf Instagram oder TikTok soll deshalb für mehr Aufmerksamkeit gesorgt werden: Sie schneiden Videos, schreiben kleine Texte, recherchieren und helfen bei Veranstaltungen wie etwa bei Messen für Lokale Produkte. Diese seien besonders wichtig, um Kontakte zu knüpfen und um die Region und den Park bekannter zu machen.
Social Media und Public Relations: Rosalie Buuck am Infostand zum Geopark Grevena beim Local Product Fair in Aiani. Die beiden Freiwilligen sind vor allem für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. (Foto: Amelie Haag)
(Griechenland Zeitung / Athanassia Savvas)