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Brotpudding aus Korfu: Jede hat ihr Geheimrezept

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Archivfoto (© Eurokinissi): Hier arbeiten Köche an einem Rekord-Pudding von 100 Metern Länge. Archivfoto (© Eurokinissi): Hier arbeiten Köche an einem Rekord-Pudding von 100 Metern Länge.

Die süße Nachspeise putίnga (abgeleitet vom englischen pudding) ist eine seltene Spezialität, die man vor allem auf den westlichen Inseln Griechenlands findet. Auf Korfu komme ich erstmals in den Genuss der Delikatesse, als ich dort mit einer Freundin deren Mutter besuche.

Elenas Mutter – klein, dürr, eine schwarz gekleidete energische Hausherrin – betont, dass putίnga eine korfiotische Spezialität sei. Den Brotpudding bereitete man früher ausschließlich im Winter zu, erklärt sie. Da gab es kein frisches Obst, außerdem wärmt das nahrhafte Dessert die winterkalten Knochen auf. Sie hat die Zubereitung der putίnga von den Ahnen mütterlicherseits übernommen, sagt Maria stolz. Und, mit dem Zeigefinger auf ihre Tochter weisend: „Elenas putίnga ist fast so gut wie meine. Jede von uns fügt dem Gericht ihre persönliche Note hinzu, die wir uns gegenseitig nicht verraten.“ Für die Zubereitung schlägt Maria Eier und Zucker zu Schaum, rührt Milch unter, auch Backpflaumen, Rosinen, gehackte Walnüsse und geriebene Orangenschale. Nun legt sie den Boden ihrer gebutterten Kastenform mit Weißbrotscheiben aus, übergießt sie mit der Milch-Eier-Creme und legt eine zweite Schicht Brotscheiben obendrauf. Anschließend backt sie den Brotpudding und stellt ihn dann über Nacht in den Kühlschrank. Tags darauf stürzt sie ihre putίnga aus der Form und übergießt sie mit Aprikosensoße, die sie mit Aprikosengelee und frisch gepresstem Zitronensaft aufgekocht hat. Und bestreut das Ganze ganz großzügig mit gehackten Walnüssen. „Meine sommerliche Variante“, erklärt Elena mit vollem Mund, „ist leichter bekömmlich. Ich gebe keine Walnüsse obendrauf wie Mama, ich garniere meine putίnga mit papierdünn geschnittenen Orangenscheiben. Die Schale bleibt dran, weil ihre parfümartige Bitterkeit einen perfekten Kontrast zur süßen Milchcreme ergibt. Das schmeckt wie im Märchen.“ – „Ach komm“, wetteifert Maria lachend, „am besten schmeckt die traditionell zubereitete putίnga!“ Darf ich hinzufügen, dass ich genauso abenteuerlich wie Elena bei meiner Version des übrigens leicht zuzubereitenden Brotpuddings vorgehe? Da nicht vorrätig, ersetze ich die Backpflaumen kurzum mit feingehackten, getrockneten Aprikosen. Den Trick mit den hauchdünnen Orangenscheiben übernehme ich von Elena, entferne vorher allerdings die Schale. Um den Geschmack phantasievoll aufzupäppeln, lasse ich einige frische Minz-Blättchen aus dem Garten in die Aprikosensoße rieseln. Und es bleibt wahrhaftig kein Krümel, kein Tröpfchen Aprikosensoße von meiner putίnga-Version übrig. (Griechenland Zeitung / Linda Graf)

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