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Von Feigen und Lendenschurz

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Foto (© Eurokinissi) Foto (© Eurokinissi)

Sie ist eine der ältesten domestizierten Nutzpflanzen, deren Heimat man im Pontischen Gebirge entlang der Schwarzmeerküste von Kleinasien vermutet. Doch findet man die süßen Früchte seit der Antike im gesamten Mittelmeerraum in verwilderter und in kultivierter Form vor.

Den Rat meiner Nachbarin, die Ӓste des Feigenbaums erst am Abend zu beschneiden, für reinen Aberglauben haltend, mache ich mich bei Sonnenschein ans Werk. Was mir schmerzhafte Bläschen an Armen und Händen einbringt, weil der Feigenbaum nämlich Milchsaft führt, der im Kontakt mit Sonnenlicht reagiert und zu einer Photodermatitis führt! Die reifen, kugeligen sίka mit ihrem roten Fruchtfleisch sind köstlich und je nach Sorte dunkelviolett bis grün. Sie können bis zu dreimal im Jahr heranreifen; im Frühling, am Ende des Sommers und, je nach der Wärme der Region, auch Ende Herbst. Im Mittelmeerraum steht Griechenland mit seiner Feigenproduktion nach der Türkei an zweiter Stelle. Dass getrocknete Feigen lagerfähig sind, wissen die Griechen jedoch bereits seit 8000 Jahren zu schätzen. Einst nährstoffreicher Winter- und Reiseproviant, sind sie heutzutage ebenfalls ein transportfähiges Exportprodukt. Mit dem Aussehen des siebenlappigen Feigenblatts sind wir aufgrund von Adams und Evas Lendenschurz bestens vertraut. Genau wie das Weinblatt wird es als Hüll- oder als Verpackungsmaterial eingesetzt. Um die Blätter weich zu machen und um ihnen den bitteren Geschmack zu entziehen, legt man sie in Salz ein, bevor man Füllungen wie zum Beispiel Reis mit Hackfleisch darin einwickelt und sie so als Fingerfood essen kann. Eine nahrhafte Spezialität ist der auf der Ionischen Insel Korfu in allen Läden angebotene, handgroß in Feigenblätter verpackte und verschnürte Feigenkuchen: sikomaίda oder sikόpita. Feigen bestehen bis zu 80 Prozent aus Wasser und sind reich an Kohlehydraten und Ballasstoffen; auch enthalten sie Fett, Proteine, Kalzium, Phosphor, Eisen und Vitamin B. Was die sίka angeht, gibt es die von Siggi Götz 1977 verfilmte Sexkomödie „Griechische Feigen“. Sie handelt von einer jungen Frau, die nach ihrem Abitur nach Griechenland reist, ihr Rückflugticket verschenkt und sich auf eine erotische Odyssee begibt. Etwas seriöser nimmt man sich in einem griechischen Spruch, die Dinge oder das Kind beim Namen zu nennen, der Feige an: λέω τα σύκα σύκα και τη σκάφη σκάφη – Léo ta sýka sýka kai ti skáfi skáfi – Ich nenne die Feige Feige und das Schaff Schaff. (Griechenland Zeitung / Linda Graf)

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