Ein griechisch-deutsch-britisches Konsortium wurde in diesen Tagen mit dem Daphne-Caruana-Galizia-Preis 2023 des Europäischen Parlaments ausgezeichnet. Es geht dabei um eine Recherche rund um den Untergang des Flüchtlingsbootes „Adriana“, der sich am 14. Juni dieses Jahres rund 50 Seemeilen vor der Küste von Pylos im Südwesten Griechenlands ereignete und über 600 Menschen das Leben kostete.
Die Zusammenarbeit von Strg_F (ARD), The Guardian, Solomon und Forensis deckte auf, wie die Handlungen der griechischen Küstenwache zum Untergang der „Adriana“ beitrugen. Auch zeigen sie Ungereimtheiten in den offiziellen Angaben der griechischen Behörden auf. Das Konsortium hat über 20 Überlebende befragt und nutzte Gerichtsdokumente und Unterlagen der Küstenwache, in die sie Einblick erhielten.
Bei der Preisverleihung im Namen des prämierten Konsortiums äußerte Iliana Papangeli vom griechischen, investigativen Medium Solomon: „Das tragische Geschehen hat uns dazu veranlasst, die sogenannten europäischen Werte und die Haltung der EU zum Schutz menschlichen Lebens in Frage zu stellen – ungeachtet von Pass, ethnischer Zugehörigkeit, Gender, Behinderung oder sozialem Stand. Unsere gemeinschaftliche Recherche hat aufgedeckt, wie brutal und einschränkend die Migrationspolitiken der EU tatsächlich sind, was schlussendlich zu einem enormen Verlust an Menschenleben geführt hat.“ Das Schiffsunglück vor Pylos zählt zu den tödlichsten Untergängen von Flüchtlingsbooten der jüngeren Geschichte und hatte dadurch große mediale Aufmerksamkeit erlangt.
Mit der Verleihung des Daphne-Caruana-Galizia-Preises im Pressesaal des Europäischen Parlaments in Straßburg, der nach der maltesischen Enthüllungsjournalistin benannt ist, die im Jahr 2017 durch einen Autobombenanschlag getötet wurde, honoriert das Europäische Parlament jährlich am 16. Oktober – ihrem Todestag – journalistische Arbeiten, die Grundwerte der EU wie Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichstellung und Rechtsstaatlichkeit fördern und verteidigen.
(Griechenland Zeitung / fe)